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Story Notes:

Dies ist eine erotische Geschichte, die sich an mündige Erwachsene mit Makro- und Vorarephilie wendet. Sie beinhaltet Darstellungen von physischer und psychischer Gewalt, die für manche Personen verstörend sein könnten. Minderjährige und Personen, die mit solchen Darstellungen Schwierigkeiten haben, werden daher ausdrücklich gebeten, diese Geschichte nicht zu lesen. Ferner ist diese Geschichte reine Fiktion und alle erotisch dargestellten Charaktere sind mindestens 18 Jahre alt.

Ein Amerikanischer Albtraum

Konzentriert blickte Max auf die Anzeigetafel neben dem Durchgang zum Terminal-Bereich des Flughafens, auf der Suche nach dem Identifikationscode für seinen Flug in die USA. Gedankenverloren sah er noch einmal auf sein Ticket, um sicherzugehen, dass er den Code richtig im Kopf hatte, dann sprang die Anzeige auf die nächste Seite und er erkannte umgehend seinen Flug in der ersten Zeile. Erleichtert legte er sein Ticket zwischen die Seiten seines Reisepasses und schob diesen in seinen Brustbeutel, dann schwang er sich seinen Rucksack um und machte sich langsam auf den Weg zum Sicherheitsbereich. Als er gerade zur Passkontrolle durchgehen wollte, spürte er plötzlich eine sanfte Vibration in seiner Hosentasche, die ihm signalisierte, dass er eine Textnachricht empfangen hatte. Also hielt er noch einmal kurz inne und kramte sein Handy heraus. Es war eine Nachricht von seiner Mitbewohnerin Leonie, die ihm eine gute Reise wünschte und ihn mit einem zwinkernden Emoji scherzend vor ‚diesen amerikanischen Frauen‘ warnte. Max grunzte milde amüsiert, bedankte sich und schrieb dann zurück, dass er ja ein großer Junge sei und schon auf sich aufpassen könne. Dann steckte er das Handy wieder weg und machte sich daran, weiterzugehen.

„Entschuldigung, bin ich hier richtig?“ Hörte Max auf einmal eine warme, weibliche Stimme neben sich, und obwohl die Frau sehr gut Deutsch sprach, erkannte er darin dennoch die Spuren eines amerikanischen Akzents, inklusive der etwas hauchigen Sprechweise.

Max drehte sich zur Seite und erkannte neben sich eine junge Frau, die vermutlich nur einige Jahre jünger war als er selbst. Er ertappte sich dabei, wie er sie für den Bruchteil einer Sekunde einfach nur anstarrte, etwas überrascht davon, wie gutaussehend sie war. Sie war etwas kleiner als er, allerdings noch immer relativ groß und sehr athletisch. Ihre hellblonden Haare, die sie mit einem dünnen, weißen Haarreif zurückgeschoben hatte, damit sie ihr nicht ins Gesicht fielen, reichten ihr bis etwas über die Schultern, ihre Haut war sonnengebräunt und sie hatte klare, blaue Augen, die ihn fragend ansahen. Ihr Blick erinnerte ihn daran, dass sie ihn ja gerade etwas gefragt hatte. Er sah auf das Flugticket, das sie ihm in ihrer linken Hand entgegen hielt und folgte dem Zeigefinger ihrer rechten Hand zu der Angabe mit dem Gate.

„Ja, ich muss auch zu Gate 14.“ Erklärte Max und merkte erst dann wirklich, dass sie für denselben Flug gebucht war wie er selbst. Verstohlen blickte er noch einmal kurz auf ihr Ticket. Ihr Name war Ashley Taylor, und sie war ebenso für die Economy Class gebucht, allerdings befand sich ihr Sitz ein bisschen weiter vorne als seiner.

„Ach, das ist ja witzig.“ Sagte Ashley und lächelte freundlich, wobei zwischen ihren sanften Lippen kurz ihre perfekten, weißen Zähne aufblitzten. „Sind wir auf demselben Flug?“

„Sieht ganz so aus.“ Antworte Max und lächelte seinerseits, während sie sich in der Warteschlange für die Passkontrolle einreihten. Dabei machte er eine einladende Geste, um sie an sich vorbeizulassen, was die junge Frau dankend annahm.

Während sie ihren Rucksack auf dem polierten Boden abstellte und damit begann, etwas darin zu suchen, musterte Max sie noch einmal aus dem Augenwinkel. An ihrem linken Handgelenk trug sie eine Reihe von Kettchen und Bändern, einige davon von Festivals, die er auch besucht hatte. Am Gelenk ihrer rechten Hand, mit der sie gerade ihren blauen amerikanischen Reisepass aus ihrem Rucksack zog, hatte sie ein kleines Herz tätowiert, und auf ihren Fingernägeln trug sie pinken Nagellack, passend zu ihrem pinken Yoga-Top. Und auch wenn es ihm nicht leicht viel, versuchte Max nun, seinen Blick abzuwenden, als sie sich kurz darauf noch einmal über ihren Rucksack beugte und ein weiteres Dokument herauskramte, da ihr ziemlich großzügiger Ausschnitt dabei einen ziemlich tiefen Einblick zwischen ihre großen Brüste bot. Doch stattdessen sah er nun unbeabsichtigt zu ihrem ideal proportionierten, runden Hintern, der ihre engen Yoga-Leggings perfekt ausfüllte und zu allem Überdruss nun auch noch sichtbar hin und her wackelte, während Ashley den Rucksack wieder hochhob und lässig um ihre linke Schulter schwang. Ein wenig peinlich berührt blickte Max hinter sich, wo sich gerade ein Geschäftsmann in einem teuren Anzug hinter ihnen einreihte. Der Mann blickte erst zu Ashley und dann zu Max, dann warf er ihm ein kurzes, wissendes Grinsen zu und nickte anerkennend. Max rollte mit den Augen und drehte sich zurück zu Ashley, die in diesem Moment wieder zu ihm blickte und ihm die Hand entgegenstreckte.

„Ich bin übrigens Ashley.“ Sagte sie mit einem weiteren breiten Lächeln.

„Max.“ Erwiderte der Angesprochene und gab ihr ebenfalls lächelnd die Hand.

„Du fliegst also auch nach Amerika?“ Erkundigte sich Ashley, während sie einen Schritt weiter nach vorne ging, als die Schlange einen Meter vorrückte.

„Nur kurz. Ich besuche erst für zwei oder drei Wochen einen Kumpel an der Westküste, aber dann wollen wir einen Trip runter durch Mexiko und Mittelamerika machen. Und ab nächstem Monat nehmen wir dann an einem Freiwilligenprojekt in Guatemala teil.“ Erklärte Max.

„Das klingt richtig cool.“ Antwortete Ashley mit einem interessierten Gesichtsausdruck und sah ihn wieder mit ihren durchdringenden, blauen Augen an. „Was für ein Projekt ist das?“

„Wir helfen bei der Rettung von Meeresschildkröten, also genauer gesagt den Eiern.“ Begann Max und schob sich eine Strähne seiner langen Haare aus dem Gesicht. „Die gelten bei vielen dort leider als Delikatesse, also passen wir mit anderen Freiwilligen darauf auf, dass die neu geschlüpften Schildkröten sicher vom Strand ins Meer kommen.“

„Wow, das ist richtig süß von dir.“ Erklärte die junge Frau mit einem gerührten Gesichtsausdruck, während sie wieder ein bisschen in der Schlange vorrückten. „Ich glaube, ich habe mal eine Dokumentation darüber gesehen. Voll traurig.“

„Ja, wir leisten dort auch Aufklärungsarbeit und zeigen den Einheimischen Alternativen auf. Und du? Fliegst du nach Hause?“ Fragte Max und deutete auf den Reisepass in ihrer Hand.

„Ja, genau.“ Antwortete Ashley. „Ich habe hier mein Auslandsjahr gemacht.“

„Du sprichst super Deutsch.“ Sagte Max. „Studierst du Germanistik?“

„Genau. Meine Oma war Deutsche, und ich erinnere mich noch gut daran, dass sie ab und zu Deutsch mit mir gesprochen hat, als ich noch ganz klein war. Deswegen habe ich mich schon immer sehr für Deutschland interessiert.“ Erklärte Ashley und blickte kurz zum Sicherheitsbereich hinüber, da sie als nächste dran war. Dann wandte sie sich wieder an Max: „Wenn du auf demselben Flug bist, sehen wir uns ja gleich wieder am Gate! Wir können ja zusammen einen Kaffee trinken oder so.“

„Klar. Wenn dir das nix ausmacht.“ Antwortete Max und lächelte etwas schüchtern.

„Keine Sorge, ich beiße nicht.“ Scherzte Ashley und grinste ihm spielerisch zu, wobei hinter ihren Lippen abermals ihre perlweißen Zähne aufblitzten.

„Alles klar. Dann bis gleich!“ Sagte Max.

„Bis gleich!“ Erwiderte Ashley und winkte ihm kurz, ehe sie zu einer gerade frei gewordenen Kabine ging, wo ein mürrisch dreinblickender älterer Beamter ihren Pass kontrollierte. Noch während er Ashleys Dokumente kontrollierte, wurde eine weitere Kabine frei und ein jüngerer, etwas freundlicher wirkender Grenzpolizist deutete Max, dass er für die Kontrolle zu ihm kommen solle. Als Max vortrat, sah er aus dem Augenwinkel, wie Ashley ihren Pass wieder entgegen nahm und weiter durch die Schleuse zur Sicherheitskontrolle ging.

„Guten Tag.“ Begrüßte Max den Beamten, der ihm wortlos zunickte und seinen Pass entgegennahm, ehe er ein bisschen darin herumblätterte und sich dann das Ticket ansah.

„Ah, Amerika. Schön.“ Sagte der Polizist und musterte Max dann für einen Augenblick. „Sie sind wie lange weg?“ Fragte er.

„Etwa drei Monate.“ Erklärte Max. „Erst zwei Wochen in den USA und dann etwa zwei Monate Freiwilligendienst in Guatemala.“

„Guatemala.“ Wiederholte der Polizist. „Bestimmt warm dort, oder?“

„Äh, ich schätze schon.“ Antwortete Max etwas unschlüssig. Er hatte einmal gehört, dass es Teil des normalen Prozederes bei der Grenzpolizei war, seltsame Fragen zu stellen und Leute aus dem Konzept zu bringen, um zu sehen, ob sie sich irgendwie verdächtig verhielten, aber er wusste nicht, ob das tatsächlich stimmte.

„Alles klar. Dann gute Reise!“ Sagte der Beamte plötzlich und reichte Max seinen Reisepass und sein Ticket. „Bitte einmal links durch zur Sicherheitskontrolle.“

„Danke. Schönen Tag noch.“ Wünschte Max und ging dann vorbei an der Kabine durch die erste Schleuse, ehe er in einen weiteren Bereich voller Absperrbänder trat, in dem die einzelnen Passagiere von Mitarbeitern des Flughafens in verschiedene Schlangen zu den einzelnen Sicherheitsschleusen geleitet wurden.

„Der Herr bitte einmal nach rechts.“ Sagte eine Mitarbeiterin freundlich und deutete auf eine Schlange, in der gerade noch nicht so viele Passagiere standen.

Max gehorchte und stellte sich wie angewiesen in die Schlange. Während er wartete, ließ er seinen Blick ziellos durch die Halle schweifen, die vom Murmeln zahlloser Stimmen erfüllt war, immer wieder übertönt von kaum verständlichen Durchsagen aus dem Terminal-Bereich weiter vorne, hinter der Sicherheitskontrolle. Nach einigen Augenblicken erkannte er ein paar Reihen weiter wieder Ashley, die ihn in diesem Moment ebenfalls erblickte und ihm lächelnd zuwinkte. Dann wurde plötzlich ein weiterer Durchgang geöffnet, sodass sie und eine Gruppe anderer Reisender von einem Mitarbeiter angewiesen wurden, bis zum Ende der Halle durchzugehen. Max selbst musste noch etwa zehn Minuten in der Schlange stehen, dann konnte er ebenfalls zu einem der Fließbänder vortreten, wo die Reisenden nun etwas hektisch ihre Jacken und Wertgegenstände auszogen, ehe sie diese in die bereitstehenden Plastikboxen legten und auf das Fließband schoben, das sie langsam durch den Scanner führte. Geduldig wartete Max, bis der Reisende vor ihm durch den Metalldetektor gegangen war, dann wies ihn der muskulöse Beamte auf der anderen Seite an, ebenfalls durchzugehen. Da der Detektor kein Geräusch von sich gab, machte Max sich bereits daran, weiterzugehen, doch in dem Moment gab die ernst dreinblickende Mitarbeiterin am Scanner ihrem Kollegen ein Handzeichen, woraufhin dieser sich ihm plötzlich in den Weg stellte.

„Kommen sie mal bitte gerade mit?“ Fragte der Mitarbeiter dann, wobei an seinem strengen Ton zu erkennen war, dass es sich nicht um eine Frage, sondern einen Befehl handelte.

„Ähm… okay.“ Antworte Max etwas verdattert, nicht ganz sicher, was das Problem war.

Der Mitarbeiter wies ihm die Richtung, in die er gehen sollte, und folgte ihm dann direkt auf Schritt und Tritt, so als ob er verhindern wollte, dass Max plötzlich davonlief. Was ziemlich lächerlich war, denn im Sicherheitsbereich wimmelte es ja nur so vor Mitarbeitern des Flughafens, Polizisten und Absperrungen. Nervös und genervt ging Max in einen Bereich hinter den Scannern, wo die andere Mitarbeiterin sich gerade Latexhandschuhe überzog und daran machte, seinen Rucksack zu durchsuchen. Als er dazu trat, blickte sie erst zu ihrem Kollegen und warf Max einen ernsten Blick zu, während sie in den Taschen seines Rucksacks herumwühlte. Dann schien sie gefunden zu haben, wonach sie suchte, und zog ihren Arm langsam wieder aus dem Rucksack. In ihrer Hand hielt sie eine kleine Plastiktüte mit Marihuana.

„Was ist das?“ Fragte sie kühl, wobei es wieder einmal nicht wirklich eine Frage war.

Max spürte ein flaues Gefühl in seinem Magen, und er merkte, wie sich sein Herzschlag zu beschleunigen begann. Er erinnerte sich dunkel daran, dass er mit diesem Rucksack vor ein paar Monaten einmal auf einem Wochenendtrip in den Niederlanden gewesen war und sich dort auch mit etwas Cannabis eingedeckt hatte. Hatte er etwa eine der Tüten übersehen?

„Ich… äh…“ Begann Max stammelnd und versuchte, tief durchzuatmen, während die Beamte nur mit den Augen rollte und die kleine Tüte auf eine Waage legte.

„2,4 Gramm.“ Erklärte sie trocken und nickte dann ihrem Kollegen zu, der Max unsanft am Oberarm packte und zu einem kleinen Polizeibüro neben dem Sicherheitsbereich führte.

***

Seufzend kramte Ashley ihre Sachen wieder aus den grauen Plastikboxen, nachdem diese den Scanner durchlaufen hatten, wobei sie sich angesichts des rasanten Tempos, mit dem ständig neue Kisten nachkamen, ein bisschen beeilen musste. Dann schwang sie sich abermals ihren Rucksack um und ging weiter in den Eingangsbereich des Terminals. Als sie sich schon auf den Weg zu ihrem Gate machen wollte, fiel ihr allerdings ein, dass Max wahrscheinlich auch gerade durch die Kontrolle gegangen sein musste. Er war ihr spontan sympathisch gewesen und sie fand ihn auch ziemlich süß – hochgewachsen, mit langen, blonden Haaren und einem Dreitagebart sowie verträumten, braunen Augen. Und er schien tatsächlich auch ein interessanter Kerl zu sein, jemand, der in der Welt herumreiste und sich für Dinge einsetzte. In jedem Fall jemand, den sie ein bisschen näher kennenlernen wollte.

Zwar wusste sie nicht mehr, in welcher Schlange er genau gewesen war, doch es war irgendwo am anderen Ende des Sicherheitsbereichs gewesen, also ging sie dort hinüber und sah sich um. Sie erkannte einige der anderen Leute, die eben noch vor und hinter ihnen in der Schlange bei der Passkontrolle gestanden hatten, also ging sie davon aus, dass er hier auch irgendwo sein musste. Dann plötzlich erkannte sie ihn – allerdings stand er etwas abseits von den anderen Reisenden, in einem Bereich hinter den Scannern, wo ihn einer der Beamten nun am Arm fasste und zu einem Büro der Grenzpolizei einige Meter weiter führte. Ashley ging langsam auf die beiden zu, und als sich ihr Blick plötzlich mit dem von Max kreuzte, warf sie ihm einen fragenden Blick zu. Der schien zwar etwas nervös zu sein, rollte aber nur mit den Augen und deutete ihr mit einer kurzen Handbewegung an, schon einmal weiterzugehen. Für einige Momente überlegte Ashley, ob sie auf ihn warten sollte, aber so, wie Max auf sie wirkte, war es vermutlich nur ein Missverständnis oder irgendeine Kleinigkeit. Zudem spürte sie in diesem Moment eine leichte Vibration in der Seitentasche ihrer Yoga-Hose, als ihr Handy eine Nachricht empfing. Also zuckte sie nur mit den Schultern und zog dann ihr Smartphone aus der Hosentasche, um zu sehen, wer ihr geschrieben hatte.

Es war eine Nachricht von ihrer Mutter, die zu Hause in Amerika gerade erst aufgestanden war und sich erkundigte, ob bei ihr alles klar wäre und sie schon am Flughafen sei. Außerdem bestätigte sie ihr, dass ihr Vater sie heute Abend abholen würde. Ashley lächelte und schrieb ihr, dass sie gerade durch die Sicherheitskontrolle gegangen sei und jetzt weiter zum Gate gehen würde, gefolgt von einem lächelnden Emoji und einem Herzchen. Dann ließ sie das Handy wieder in ihre Hosentasche gleiten und schaute kurz noch einmal unschlüssig auf die Tür zum Polizeibüro, durch die Max und der Sicherheitsbeamte gerade gegangen waren. Da es in diesem Bereich aber keinerlei Bänke gab, entschloss sie, wirklich einfach schon einmal zum Gate zu gehen – Max würde dann ja eh nachkommen, wenn die Sache geklärt war.

Für einige Minuten ging sie durch die belebten Korridore des Terminals, vorbei an zahlreichen Geschäften mit Duty-Free-Artikeln und natürlich Souvenirs. Ein paar Male blieb sie vor einem der Läden stehen und sah sich einige Waren an, und obwohl sie mehrfach kurz davor war, etwas zu kaufen, entschied sie sich schließlich immer wieder dagegen. Über das vergangene Jahr hinweg hatte sie ja eigentlich schon genug gekauft, und das meiste davon war ja nun auch inzwischen sicher in ihrem Reisekoffer verstaut, den sie eben aufgegeben hatte. Ihr Rucksack war schwer genug und noch mehr wollte sie nicht mit in die Kabine nehmen. Also schlenderte sie schließlich einen der langen Gänge zu den Gates entlang, wobei sie sich zum Spaß auf das Laufband stellte, einfach schon deshalb, weil es für sie irgendwie zum Erlebnis Flughafen und Reise dazugehörte. Dabei blickte sie durch die großen Panoramafenster hinaus auf das in goldenes Nachmittagslicht getauchte Rollfeld, auf dem reger Betrieb herrschte. Für einen kurzen Augenblick spürte sie einen Anflug von Wehmut darüber, dass ihr Auslandsjahr nun wirklich vorbei war. Sie hatte wirklich eine Menge Spaß gehabt und viele neue Freunde kennengelernt – ganz sicher würde sie noch einmal zurückkommen, wenn sie mit ihrem Studium fertig war. Aber zu Hause erwarteten sie nun erst einmal die ganzen langweiligen Aufgaben und Pflichten, die für ein Jahr so weit weg geschienen hatten – wie ihre Abschlussprüfungen. Da sie für ihren Auslandsaufenthalt aus ihrer WG ausgezogen war, musste sie sich wohl auch zeitnah wieder um eine Wohnung kümmern. Immerhin durfte sie für die nächsten Wochen erst einmal wieder bei ihren Eltern bleiben.

Ashley erreichte das Ende des Laufbands und stellte dann ein wenig überrascht fest, dass sie sich schon an den Gates 13 und 14 befand. Jedoch waren beide Gates derzeit noch für andere Flüge belegt; die Anzeigetafel für Gate 13 zeigte an, dass in etwa einer Dreiviertelstunde das Boarding für einen Flug nach Kanada beginnen würde, während an Gate 14 gerade noch die Passagiere für einen anderen Flug in die USA einstiegen, allerdings an die Ostküste. Gähnend setzte sich Ashley auf eine der Bänke im Wartebereich, und da von Max noch immer keine Spur zu sehen war, kramte sie geistesabwesend wieder ihr Handy hervor. Bis zum Boarding blieben ihr noch zwei Stunden, und weil sie gerade keinen Gesprächspartner hatte, öffnete sie eines ihrer sozialen Netzwerke und postete ein Update für ihre Freunde, in dem sie mitteilte, dass sie am Flughafen eingecheckt hatte und auf dem Weg nach Hause sei.

***

Nervös blickte Max sich in dem kleinen Büro der Grenzschutzpolizei um, wo ihn der Mitarbeiter der Flughafensicherheit einer eher jungen Polizistin übergeben hatte. Diese trug gerade seine Daten und einige weitere Angaben in einem Formular auf ihrem Computer ein, nachdem sie ihm vorhin ein paar Fragen zu der Situation gestellt hatte. Immerhin war diese Frau recht höflich mit ihm und schien die ganze Sache eher als Lappalie anzusehen, die zwar aufgenommen werden musste, aber auch nicht wesentlich mehr.

„So.“ Sagte die Polizistin und warf Max sogar so etwas wie ein verständnisvolles Lächeln zu, als ihr Drucker das Dokument mit einem leisen Knattern auszudrucken begann.

Dann nahm sie das Papier in die Hand, überflog es noch einmal flüchtig und stand von ihrem Platz auf, als ein weiterer kräftiger und grimmig dreinblickender Polizist eintrat. Im Vorbeigehen warf er Max einen kurzen, abschätzigen Blick zu und machte sich bereits daran, in das Büro nebenan zu gehen, als seine Kollegin ihm das Dokument reichte.

„Ruf Franziska an, die soll ihn mitnehmen.“ Erklärte der Mann genervt, nachdem er sich das Dokument kurz durchgelesen hatte.

„Aber wieso? Das ist do…“ Begann seine Kollegin verwundert, ehe sie unterbrochen wurde.

„Klarer Fall für Abteilung V.“ Erwiderte er knapp und gab ihr das Papier zurück, wobei seine Körpersprache unmissverständlich klar machte, dass der Fall für ihn erledigt war.

Beunruhigt stellte Max fest, dass sich die Augen der jungen Beamten plötzlich weiteten und ihre freundliche Miene auf einmal versteinerte. „Bei so einer geringen Menge?“

„Die sind gerade hier und wir haben klare Vorgaben.“ Brummte ihr Kollege und ging zurück in sein Büro, ohne Max eines weiteren Blickes zu würdigen.

Was in diesem Augenblick noch schlimmer war als das feindselige Gebaren ihres Kollegen, war der auffallend perplexe und mitleidige Blick, den die Polizistin Max zuwarf, als sie sich zurück an ihren Platz setzte. Für einen Augenblick schien sie zu zögern, dann nahm sie einen der vielen Stempel auf ihrem Schreibtisch und drückte ihn erst in das Stempelkissen und schließlich etwas zaghaft auf das Dokument, das seinen Fall beschrieb. Noch einmal blickte sie zu Max hinüber, dann drückte sie einen Knopf auf einer Freisprechanlage.

„Franzi, kommst du mal bitte hoch? Haben hier einen für Abteilung V.“

„Schon wieder? Meine Güte, wie viele brauchen die denn noch?“ Klang die etwas verzerrte Stimme einer weiteren Frau aus der Freisprechanlage. Dies schien ihre Kollegin noch weiter zu stressen, denn nun fluchte sie leise in sich hinein und drückte noch einmal den Knopf, um die Verbindung zu unterbrechen, bevor die andere Frau noch etwas sagen konnte.

„Was ist hier eigentlich los?“ Fragte Max angsterfüllt, aber auch mit zunehmender Wut in der Stimme. „Abteilung V? Was ist das?“

„Sie... Ihr Fall muss von unseren Kollegen weiter bearbeitet werden, dafür sind wir nicht zuständig.“ Antwortete die Beamtin nicht besonders überzeugend.

„Was sollte das heißen, ‚wie viele brauchen die noch‘?“ Schoss Max zornig zurück, in einer Lautstärke, die fast an Schreien grenzte. „Ihr Faschos verheimlicht doch irgendwas!“

„Das reicht jetzt!“ Tönte in diesem Moment die durchdringende Stimme des männlichen Polizisten aus seinem Büro, als dieser in den Türrahmen trat und Max mit seinen kalten, blauen Augen einen warnenden Blick zuwarf. „Sie halten den Mund und warten, bis die Kollegin Sie abholt, haben Sie das verstanden?“

Max war kurz darauf, wieder etwas zu entgegnen, doch der strenge Blick des Polizisten und die drohende Haltung seines muskulösen Körpers belehrten ihn schließlich eines Besseren. Er wartete, bis der Mann in seinem Büro verschwunden war, dann sah er abermals zu der jungen Beamtin hinüber, die seinen Blicken nun aber gezielt auszuweichen schien. Mehrere Minuten angespannter Stille vergingen, dann wurde die Tür nach draußen wieder aufgerissen und eine etwas gestresst wirkende Polizistin mittleren Alters trat herein.

„Der junge Mann hier?“ Fragte sie und musterte Max mit einem neutralen Gesichtsausdruck, woraufhin ihre Kollegin knapp nickte. „Komm!“ Sagte die dazugekommene Polizistin dann ungeduldig und deutete Max mit einer unwirschen Handbewegung, aufzustehen. Kaum hatte er sich erhoben, hatte sie sich auch bereits umgedreht und machte sich daran, hinauszugehen.

„2,4 Gramm Cannabis im Handgepäck.“ Sagte die junge Beamtin, die seinen Fall bearbeitet hatte, dann plötzlich. „Das ist doch Wahnsinn.“

Die ältere Polizistin drehte sich noch einmal zu ihr um und zuckte mit den Schultern. „Hoffmann und Thiele sind unten, willst du das mit denen diskutieren?“ Fragte sie lapidar.

„Wir sind die Polizei, kein verdammter Catering-Service.“ Fauchte die jüngere Frau.

„Kannst gerne mitkommen und deine Sicht der Dinge vortragen.“ Entgegnete ihre Kollegin trocken und drehte sich wieder zur Tür, wobei sie Max unsanft am Arm fasste.

Dann traten sie wieder hinaus und die Polizistin führte Max einen längeren Korridor mit weiteren Büros des Grenzschutzes hinunter, ehe sie an einem Aufzug stehen blieben und die Frau auf die Taste neben der Tür drückte. Abermals vergingen einige Augenblicke unangenehmer Stille, dann öffnete sich die Aufzugtür mit einem leisen Rollen und die Polizistin zerrte Max ungeduldig hinein, ehe sie die Taste mit der Aufschrift ‚Untergeschoss / Parkhaus‘ betätigte. Als sich die schweren Türen wieder schlossen und der Aufzug sich in Bewegung versetzte, atmete Max tief durch und blickte hinüber zur Polizistin.

„Was ist hier los? Wohin bringen Sie mich?“ Fragte er zitternd.

Die Frau musterte ihn aus dem Augenwinkel und warf ihm dann ein beruhigendes Lächeln zu. „Keine Sorge, dauert nicht lange. Die Kollegin ist einfach etwas gestresst. Langer Tag.“

„Aber was meinte sie mit Catering-Servi…“ Begann Max, ehe er von einem leisen Klingeln unterbrochen wurde, als der Fahrstuhl zum Stehen kam und die Türen sich öffneten.

Die Beamtin gab ihm einen leichten Schubs und sie traten hinaus in ein spärlich belichtetes Parkhaus, das nach kaltem Beton, Asphalt und Benzin roch. Max hatte überhaupt kein gutes Gefühl bei der Sache, gleichzeitig fühlte er sich aber wie in Trance – irgendetwas an der ganzen Situation fühlte sich einfach unwirklich an, fast so, als ob er gerade einen Albtraum hatte. Sie gingen um eine Ecke und dann eine Treppe hinunter auf eine niedrigere Ebene, wo Max nun einen älteren, wichtig aussehenden Beamten im Gespräch mit einer ernst dreinblickenden, aber attraktiven Frau mittleren Alters sah. Die beiden unterbrachen ihr Gespräch und blickten ihn für einen Moment prüfend an, doch in eben dem Augenblick sah Max hinter ihnen einen großen, schwarzen Lastwagen, auf dessen Seite ein stilisierter Strudel prangte. Und darauf, in schwarzen Buchstaben, war ein einziges Wort zu lesen, das alles erklärte: Vortex.

Wie in Zeitlupe sah er wieder auf den älteren Polizisten und die Frau im eleganten, geschäftlichen Damenanzug, dann riss er los und versuchte wegzulaufen. Doch plötzlich wurde er fest an beiden Armen gepackt, nicht von der Beamtin, die ihn hierhin gebracht hatte, sondern von zwei kräftigen Männern, die wie aus dem Nichts hinter ihm aufgetaucht waren. Diese beiden waren keine Polizisten, sondern Zivilisten in schwarzer Kleidung, auf deren Shirts dasselbe weiße Logo prangte. Obwohl Max um sich trat und versuchte, sich zu befreien, zogen sie ihn unaufhaltsam auf den Lastwagen zu, vorbei an der Frau, die nur zufrieden nickte und sich wieder dem Polizisten zuwandte. Sie zerrten ihn zu einer Tür, öffneten diese und warfen ihn hinein, dann wurde er von einem grellen Licht geblendet und verlor das Bewusstsein.

***

Nachdem sie knapp eine halbe Stunde im Wartebereich verbracht hatte, sah Ashley sich noch einmal um und blickte etwas besorgt den langen Gang mit den einzelnen Gates entlang zu dem Bereich mit den Geschäften und dem Sicherheitsbereich. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass Max in größeren Schwierigkeiten steckte, als er zu verstehen gegeben hatte. Nachdenklich schwang sie sich wieder ihren Rucksack um und ging wieder in Richtung des Foyers mit den Souvenirläden, Restaurants und Cafés, halb in der Hoffnung, dass ihr Max dabei entgegen kommen und erklären würde, dass alles nur ein dummes Missverständnis gewesen war. Nicht, dass es wirklich ihr Problem war – sie kannte ihn ja überhaupt nicht wirklich und vielleicht hatte er sich auch wirklich etwas zuschulden kommen lassen, aber er hatte eigentlich wie ein netter Kerl gewirkt und sie wünschte ihm nichts Schlechtes.

Unschlüssig blieb sie neben einem Springbrunnen im Zentrum des Foyers stehen und blickte den Gang zum Sicherheitsbereich hinunter, während sie für einige Augenblicke nur den Geräuschen der vielen Gespräche, Durchsagen und abhebenden und landenden Flugzeuge um sich herum lauschte. Kurz überlegte sie, sich einfach in eines der Cafés neben dem Springbrunnen zu setzen und ein halbes Auge auf den Sicherheitsbereich zu werfen, doch da sie ja noch relativ viel Zeit hatte, bis sie wieder am Gate sein musste, entschloss sie sich, wieder bis ganz nach hinten durchzugehen und einmal nachzuschauen, ob Max dort irgendwo war. Dort angekommen warf sie wieder einen Blick in Richtung der Tür zu den Büros der Grenzschutzpolizei, und als sie sich gerade umdrehen wollte, um zurück zum Foyer zu spazieren, sah sie, wie eine junge Polizistin aus der Tür trat und etwa in ihre Richtung durch den Sicherheitsbereich ging. Langsam ging Ashley auf sie zu und winkte ihr vorsichtig, woraufhin die Beamtin stehen blieb und ihr einen fragenden Blick zuwarf.

„Bitteschön, die Dame?“ Fragte sie müde. Ashley fiel auf, dass sie gestresst wirkte.

„Entschuldigen Sie, aber ein Freund von mir ist vorhin mit einem Beamten durch diese Tür gegangen.“ Erklärte Ashley und deutete auf die Tür hinter der Polizistin. „Rotes T-Shirt, lange, blonde Haare, Dreitagebart…“

„Mmmh, ja…“ Begann die Beamte vorsichtig.

„Ich wollte nur fragen, was mit ihm ist.“ Sagte Ashley und setzte ihr süßestes Lächeln auf.

„Darüber kann ich leider keine Auskunft geben.“ Erwiderte die Polizistin phrasenhaft.

„Ist er denn in Schwierigkeiten? Wird er noch mitfliegen können?“ Fragte Ashley.

„Ich, äh… das kann ich nicht mit abschließender Sicherheit beantworten.“

„Oh… In Ordnung.“ Gab Ashley auf. „Trotzdem vielen Dank.“

„Nichts zu danken.“ Antwortete die Polizistin trocken und in einem Anflug von Selbstironie, wissend, dass dem wirklich so war. Dann schob sie sich an Ashley vorbei und verschwand in einer weiteren Tür, die nur für Flughafenpersonal und Polizei zugänglich war.

„Deutsche.“ Murmelte Ashley augenrollend und ging wieder den Korridor entlang zum Foyer.

Dort ging sie in das Café neben dem Springbrunnen und bestellte sich einen Caffè Latte, den der ohnehin etwas schwer von Begriff wirkende und von ihrem Akzent wohl zusätzlich überforderte Angestellte mit ‚Äschli‘ beschriftete. Amüsiert grinsend setzte sich Ashley an einen der Tische, von dem sie einen guten Überblick auf das Foyer hatte. Zwar hatte sie nach dem wenig hilfreichen Gespräch mit der Polizistin nicht mehr das Gefühl, dass der arme Max den Flug noch erwischen würde, aber vielleicht irrte sie sich ja auch. Geistesabwesend schlürfte sie ihren Caffè Latte und zog wieder ihr Smartphone aus der Tasche. Offenbar hatte sie in der Zwischenzeit eine Textnachricht von ihrer besten Freundin Rachel empfangen:

hey süße, hab gesehen, dass du am flughafen bist? wann geht dein flug? <3

um 17:30 hier, also 8:30 bei euch. Schrieb Ashley zurück. warum bist du schon wach??

hab frühschicht im café :-( wann kommst du an?

um 20 uhr, glaube ich. muss nochmal nachgucken. Antwortete Ashley und öffnete nochmals die E-Mail mit ihren genauen Flugdaten. jupp, 20 uhr!

holt dein papa dich ab?

ja genau :-)

okay, sag bescheid, falls was dazwischen kommt! Schrieb Rachel nach ein paar Augenblicken. ich treffe mich am nachmittag mit chris, aber hab abends zeit, könnte dich also abholen!

voll lieb von dir <3 falls sich in der nächsten stunde was ändert, sage ich bescheid, aber danach bin ich erstmal im flieger :-D

duh, ich bin blöd, stimmt ja! ;-D es ist zu früh am morgen!! und was machst du jetzt noch, ne stunde im terminal rumsitzen?

ich fürchte ja :-( hab vorhin nen süßen typen getroffen, der auf meinem flug sein sollte, aber er hat wohl probleme beim sicherheitscheck gekriegt. Erklärte Ashley.

omg!! :-O im ernst? was ist passiert?!

keine ahnung :-( hab gefragt, aber die sagen mir nix… schade, der sah echt lecker aus :-P

scheiße… aber egal, du findest noch was zum naschen, wenn du wieder zuhause bist ;-)

Ashley lachte und schickte Rachel zur Antwort ein paar lachende Emoji, dann trank sie den Rest des Caffè Latte aus und stand auf, wobei sie den Plastikbecher beiläufig in einen der Mülleimer neben dem Springbrunnen warf. Der Kaffee hatte offenbar ihren Magen aufgeweckt, denn dieser gab nun ein leises Grummeln von sich und zog sich spürbar zusammen. Ashley überlegte, ob sie sich in eines der umliegenden Restaurants setzen sollte, erinnerte sich dann aber daran, dass sie sich heute früh noch ein Sandwich in den Rucksack getan hatte, für den Fall der Fälle. Auf dem Flug würde es zwar auch noch ein Abendessen geben, doch das war noch ein paar Stunden hin, da kam so ein Sandwich gerade richtig, um die Zeit bis dahin zu überbrücken. Während sie wieder den langen Gang mit den verschiedenen Gates entlang ging, kramte sie das etwas zerquetschte Sandwich aus ihrem Rucksack und biss hinein, während sie sich noch einmal prüfend umsah, doch Max war weiterhin nirgends zu sehen. Ihr Bauch stieß ein aufdringliches Knurren aus, woraufhin sie den Bissen in ihrem Mund hinunterschluckte. Ashleys Magen dankte ihr dies mit einem wohligen Gurgeln, als er sich sogleich daran machte, das frisch eingetroffene Essen zu verdauen. Doch Ashley war abgelenkt. Irgendwas fühlte sich an der ganzen Sache merkwürdig an.

„Ich hoffe, ihm geht’s gut.“ Murmelte sie zu sich und biss wieder in ihr Sandwich.

***

Schnaufend wachte Max auf und stieß einen heiseren Schrei aus, während er sich instinktiv aufsetzte und um sich schlug. Als seine Schläge jedoch ins Leere gingen, merkte er, dass ihn niemand mehr festhielt, und erst nach einigen weiteren Augenblicken verstand er, dass er sich gar nicht mehr im Parkhaus befand, sondern in einem dunklen Raum. Kurz glaubte er, dass er in seinem Bett war und all das nur geträumt hatte, dann erreichte sein benebeltes Gehirn aber die Information, dass der Untergrund, auf dem er saß, viel zu hart war, um seine Matratze zu sein. Ächzend richtete er sich auf und tastete um sich, nur um festzustellen, dass er ringsum von Wänden aus steinhartem Plastik umgeben war und die Grundrisse seines Gefängnisses nur knapp einen Quadratmeter betrugen, ein bisschen wie eine sehr stabile Duschkabine.

Noch während er sich weiter zu orientieren versuchte, hörte er plötzlich ein ohrenbetäubend lautes Krachen, gefolgt von einem seltsamen Surren, das ein bisschen so klang wie eine sich öffnende Garagentür – allerdings war es viel zu laut. Dann drang durch eine der Wände langsam Licht in sein Gefängnis, und auch wenn er kurz davon geblendet wurde, gelang es seinen Augen jedoch verhältnismäßig schnell, sich an die neuen Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Da seine Umgebung in der Tat nichts weiter zu sein schien als eine Art Duschkabine, sah er nun durch das Fenster, durch welches das Licht hineinschien. Zwar wurde es draußen immer heller, sodass Max erneut kurz die Augen zusammenkneifen musste, doch als er sich schließlich wieder an die Helligkeit gewöhnte, bot sich ihm ein Anblick, der ihm die Sprache verschlug.

Vor ihm erstreckte sich eine schier endlose Wand, die ihn ein wenig an die Glasfassade eines Hochhauses erinnerte, bestehend aus lauter kleinen Rechtecken. Jedes einzelne barg die Umrisse eines Menschen. Alle von ihnen wirkten ähnlich desorientiert wie er selbst und tasteten vorsichtig die Wände der kleinen Parzellen ab, in denen sie gefangen waren – erst jetzt wurde Max klar, dass er auf so etwas wie ein tausendfaches Spiegelbild seiner selbst blickte. Er war einer dieser zahllosen Menschen, die in diesen kleinen Kästchen eingesperrt waren, und nun war ihm auch bewusst, dass er tatsächlich in die Hände von Vortex gefallen war.

Vortex war eine gigantische Restaurantkette, die neben gewöhnlicheren Nahrungsmitteln wie Hamburgern und Sandwiches geschrumpfte Menschen als Essen verkaufte. Die Argumentation, mit der das Unternehmen sein Geschäftsmodell verteidigte, lief immer darauf hinaus, dass es sich bei den Geschrumpften um Personen handelte, die der Gesellschaft insgesamt mehr schadeten als nutzten. In einer Welt, die immer nur zwischen ökonomischen Kosten und Nutzen abwog, war es eine Logik, die bei den meisten allzu leicht verfing. Max hatte sogar schon vergeblich mit seiner Mitbewohnerin Leonie, die eigentlich erklärte Veganerin war und sogar Demos gegen den Klimawandel mitorganisierte, darüber diskutiert, nachdem sie wiederholt Boxen mit Geschrumpften in die WG mitgebracht und die beklagenswerten Winzlinge direkt vor seinen Augen verspeist hatte. Sogar sie war der Argumentation von Vortex gefolgt, dass diese Personen ihr Schicksal selbst verschuldet hatten und dass die Erde sowieso überbevölkert war, ja dass geschrumpfte Menschen ein perfekter, tierfreundlicher und umweltverträglicher Fleischersatz seien. Für Max war diese Logik derart wahnsinnig, dass er gar nicht wusste, wie er dagegen argumentieren sollte, also hatte er sich mit ihr darauf geeinigt, dass sie keine Vortex-Produkte aß, wenn er zu Hause war. Max wusste, dass es wohl auch wesentlich mehr Leute gab, die Vortex zumindest skeptisch gegenüberstanden, aber die zu große Angst hatten, sich mit dem Unternehmen und seinem enormen politischen Einfluss anzulegen – wie etwa die junge Polizistin, deren zaghaften Protest er jetzt einordnen konnte.

Nun, da Max wusste, dass er sich in einer der Parzellen befand, aus denen die wie Pralinenschachteln aufgebauten Vortex-Boxen bestanden, konnte er darüber nachdenken, wie er aus seinem Gefängnis entkommen wollte, bevor er an einen dieser konsumsüchtigen Herdenmenschen dort draußen verfüttert wurde. Ein weiterer Blick nach draußen bestätigte seine Vermutung, dass die Wand aus Parzellen gegenüber eigentlich aus zahllosen Vortex-Boxen bestand, die in riesigen Essenswägen klemmten, welche wiederum auf offenen Anhängern festgezurrt waren, wie sie für das Bewegen von Fracht über das Rollfeld verwendet wurden. Noch während er die Gegenseite genauer musterte, um zu vergleichen, wie hoch oben sich seine Box wohl in ihrem jeweiligen Essenswagen befand, ging plötzlich ein heftiger Ruck durch seine gesamte Umgebung und er fiel rücklings auf den Boden.

Max biss die Zähne zusammen und sah nach draußen, wo der Anhänger, auf dem er sich befand, langsam aus dem Parkhaus und durch ein Garagentor auf das Rollfeld fuhr, vorbei an gigantischen Lastwägen, Containern, Flughafenmitarbeitern und eben Flugzeugen, die gerade aufgetankt und mit Fracht beladen wurden. Für einige Augenblicke starrte er fassungslos auf die um ein hundertfaches vergrößerte Außenwelt, dann rappelte er sich mühsam wieder auf. Bevor er jedoch einen klaren Gedanken fassen konnte, bemerkte er, wie das Fahrzeug mit den Frachtanhängern sich wieder verlangsamte und schließlich vor einem Flugzeug zum Stehen kam, das zu eben der Fluggesellschaft gehörte, mit der er eigentlich in die USA reisen wollte, direkt neben einem anderen Anhänger mit silbergrauen Essenswägen, auf deren Seitenwände jemand mit einem dicken, schwarzen Filzstift ‚Catering‘ geschrieben hatte. Sie waren am Ziel, und das Essen für die Fluggäste wurde nun verladen.

***

Ashley verbrachte die verbleibende Zeit im Wartebereich damit, mit ihrer Mutter und Rachel Textnachrichten auszutauschen, wobei letztere wegen der Arbeit im Café leider oft abgelenkt war und eher langsam antwortete. Also öffnete sie auch noch einmal ihre sozialen Netzwerke, wo ihr Post schon dutzende Likes, Reaktionen und Kommentare von Freunden und Bekannten erhalten hatte, die sich alle schon darauf freuten, sie endlich wiederzusehen und ihr eine gute Heimreise wünschten. Sie beantwortete einige Kommentare und verteilte viele Herzchen, sodass die verbliebene Zeit bis zum Beginn des Boardings recht schnell verging. Als nach der Abfertigung der Passagiere der First und Business Class schließlich auch die Economy Class aufgerufen wurde, stand sie auf, streckte sich und schwang sich wieder ihren Rucksack über. Beiläufig griff sie auch die Plastikfolie des Sandwiches, das sie inzwischen vollständig aufgegessen hatte, und knüllte sie beiläufig zusammen, ehe sie diese im Vorbeigehen in einen Mülleimer warf und sich in die Schlange stellte. Ashley gähnte und zog wieder ihr Ticket und ihren Reisepass hervor, dann teilte sie ihrer Mutter und Rachel mit, dass sie jetzt in das Flugzeug einsteigen und das Handy ausschalten würde. Ihrem Vater sagte sie auch Bescheid, allerdings hatte ihre Mutter erklärt, dass er gerade wieder einmal in der Garage am Basteln sei. Ashley lächelte. Das erklärte zumindest, warum er mal wieder nicht antwortete.

Nach einigen Minuten war auch sie an der Reihe und ging zu den Flughafenmitarbeitern an der Schleuse vor, wo sie kurz ihr Ticket und ihren Reisepass vor einen Scanner hielt. Als der Scanner kurz piepte und auf Grün sprang, winkte einer der freundlich lächelnden Mitarbeiter sie durch und sie ging durch die Vereinzelungsanlage, ehe sie eine Treppe hinunter ging und in die Fluggastbrücke trat. Das gedämpfte Echo der Schritte der Passagiere in diesem relativ engen Tunnel, der schließlich in eine der Zugangstüren des wartenden Flugzeugs mündete, weckte in Ashley wieder ein leichtes Gefühl von Aufregung und Vorfreude. Zwar wusste sie gar nicht mehr genau, wie oft sie in ihrem Leben schon geflogen war, doch das Gefühl, dass sie beim Einsteigen hatte, war immer wieder etwas Besonderes.

Als sie durch die Tür in das Flugzeug trat, vernahm sie die leicht metallischen und mechanischen Gerüche der Maschine, dann wurde Ashley auch schon von einer freundlich lächelnden Stewardess empfangen, die kurz auf ihr Ticket schaute und ihr dann deutete, weiter nach hinten durchzugehen. Behutsam schob sie sich an anderen Passagieren vorbei, die schon dabei waren, ihr Handgepäck in den Fächern über den Sitzen zu verstauen, während sie nach ihrem Sitzplatz mit der Nummer 32 J Ausschau hielt. Dort angekommen, nahm auch Ashley ihren Rucksack ab und schob ihn mit einem leisen Ächzen in das Gepäckfach über ihr, ehe sie sich mit einem erschöpften Seufzen in ihren Sitzplatz direkt am Gang fallen ließ. Sie schloss die Augen und atmete durch, dann merkte sie, wie eine weitere Person neben ihr stehen blieb.

„Hi! Ich muss mich hier mal gleich vorbeischieben?“ Erklärte eine warme, weibliche Stimme auf Deutsch, allerdings mit einem hörbar amerikanischen Einschlag.

Ashley öffnete die Augen und blickte von ihrem Sitzplatz auf, wo sie im Gang eine Frau sah, die gerade ebenfalls ihr Handgepäck in das Fach über der Sitzreihe räumte. Obwohl sie wahrscheinlich fast doppelt so alt war wie Ashley, sah sie immer noch ausgesprochen gut aus; mit straffer, karamellbrauner Haut und langen, tiefschwarzen Haaren und großen, braunen Augen, mit denen sie sie gerade fragend anblickte.

„Oh, natürlich.“ Antwortete Ashley und stand noch einmal auf, um die neu dazugekommene Frau vorbeizulassen. Als diese sich auf den Platz am Fenster gesetzt hatte, wandte sie sich ihr noch einmal zu und lächelte freundlich. „Ich bin übrigens Ashley.“ Sagte sie auf Englisch.

„Ich bin Kayla.“ Antwortete die Frau, ebenfalls auf Englisch. „Fliegst du auch nach Hause?“

„Genau.“ Erwiderte Ashley. „War jetzt ein Jahr hier für ein Auslandsjahr. Und du?“

„Oh, ich war nur ein paar Tage hier. Geschäftsreise; ich arbeite im SCM bei Vortex und wir erproben gerade neue Systeme zur schnellen Bereitstellung unserer Produkte.“ Sie unterbrach sich selbst und grinste entschuldigend, als sie an Ashleys Gesichtsausdruck erkannte, dass sie nicht wirklich verstand, was das eigentlich heißen sollte. „Entschuldigung. Business-Sprache. Ich arbeite bei Vortex und wir testen gerade neue Systeme hier in Deutschland.“

„Cool.“ Antwortete Ashley und nickte. „Aber musst du dann trotzdem Economy fliegen?“

„Leider schon.“ Lachte Kayla. „Für die guten Sitze bin ich nicht wichtig genug. Aber immerhin kriege ich viel Gratis-Essen.“ Erklärte sie und klopfte sich leicht auf den schlanken Bauch, der unter einem eleganten, schwarzen Top verborgen war. „Apropos, wir haben gerade eine Werbeaktion laufen und stellen eins der Menüs auf dem Flug. Falls du interessiert bist.“

Ashleys Bauch gab ein kaum hörbares, wässriges Blubbern von sich, als die ersten Teile ihres zuvor verspeisten Sandwiches in ihren Dünndarm gesaugt wurden. „Echt jetzt?“ Fragte sie begeistert und legte unterbewusst ihre linke Hand auf ihren schwer arbeitenden Magen, der mit dem Sandwich gerade kurzen Prozess machte. Sie würde bald wieder hungrig sein.

„Ich bin nicht sicher, was das andere Essen ist, aber wir haben neue, kleinere Boxen für unterwegs oder eben im Flugzeug. Steht wahrscheinlich im Menü.“ Erklärte Kayla und deutete auf die Karte mit dem Essensmenü, das mit einigen anderen Heften und dem Bordmagazin in dem Netz unter dem Bildschirm des Bordunterhaltungssystems klemmte.

„Das schaue ich gleich mal nach.“ Antwortete Ashley.

Für einige Momente lehnte sie sich wieder zurück, dann zog sie noch einmal ihr Smartphone aus der Hosentasche und schrieb ihrer Mutter, dass sie jetzt im Flieger sei, bevor sie es ausschaltete. Als sich gerade wieder an Kayla wenden wollte, um noch etwas Smalltalk mit ihr zu führen, teilte der Pilot über eine Durchsage mit, dass das Boarding abgeschlossen sei und der Flug bald wie geplant starten würde. Kurz darauf begannen die Flugbegleiterinnen mit der Sicherheitsdemonstration, die Ashley allerdings nur eher halbherzig verfolgte, da nun auf einmal die Anstrengungen des Tages von ihr abzufallen schienen und sie sich furchtbar müde fühlte. Als das Flugzeug sich in Bewegung setzte, fühlte sie sich wieder ein bisschen wacher und blickte neugierig an Kayla vorbei aus dem Fenster, während die Maschine langsam auf die Startbahn rollte. Dann beschleunigte das Flugzeug plötzlich und hob einige Augenblicke später ab, woraufhin Ashley noch einmal in sich hinein lächelte, dankbar für die schöne Zeit, die sie hier verbracht hatte. Eine Weile blickte sie noch ein wenig wehmütig aus dem Fenster und beobachtete, wie die Stadt unter ihr zu schrumpfen begann und schließlich nichts mehr war als ein abstraktes Gebilde aus Straßen und Häuserblocks, ehe sie hinter einer Wand aus weißen Wolken verschwand und vom Blau des Himmels abgelöst wurde.

Als die Maschine ihre Reiseflughöhe erreicht hatte und ein leiser Gong signalisierte, dass die Passagiere nun ihre Gurte wieder lösen durften, schlüpfte Ashley aus ihren pinkweißen Turnschuhen und streckte kurz ihre etwas verschwitzten Füße auf dem sanften Teppichboden der Kabine, dann gähnte sie und tippte auf den Bildschirm vor sich, um einen Film auszusuchen.

***

Zitternd kauerte sich Max in der hintersten Ecke seiner engen Parzelle zusammen, während seine Welt immer wieder von gewaltigen Beben erschüttert wurde, als draußen die riesigen Flugbegleiterinnen in einem der Personalbereiche zwischen den Kabinen des Flugzeugs einen Getränkewagen mit verschiedenen Flaschen beluden. Erst, als die Essenswägen vom Rollfeld in das Flugzeug geladen wurden, hatte er in Form der Stewardessen das erste Mal seit seiner Verwandlung so etwas wie normalgroße Menschen gesehen, doch dies hatte sich als die bisher beängstigendste Erfahrung von allen erwiesen. Für den Bereich, in dem sich der Wagen mit seiner Box befand, waren zwei Flugbegleiterinnen zuständig, eine etwas rundere Frau mit Brille, die er meistens eher im Hintergrund sah, und eine extrem attraktive Frau etwa in seinem Alter, mit dunkelblonden Haaren und etwas mysteriösen, graugrünen Augen. Laut ihrem Namensschild, das über ihren – auch für normale Verhältnisse ziemlich großen – Brüsten auf ihrer perfekt sitzenden, dunkelblauen Uniform angebracht war, hieß sie Kelly.

Irgendwo war Max bewusst, dass Kelly eigentlich nur eine nette, adrett gekleidete Stewardess war, die einfach nur ihren Job machte, aber auf ihn und die anderen Geschrumpften wirkte sie eher wie eine Göttin, die mit jedem Schritt, den sie mit ihren hochhackigen Schuhen tat, ein mittelstarkes Erdbeben auslöste. Seine Parzelle befand sich nur etwa auf Höhe ihrer nackten Knie, die gerade so unter ihrem eng anliegenden Rock hervorlugten und die alleine schon fast sein gesamtes Blickfeld ausfüllten, wenn sie sich wieder vor den Essenswagen stellte. Ab und zu drehte Kelly sich um, während sie einige überdimensionale Flaschen aus der kleinen Küche auf den Getränkewagen räumte, doch als Max versuchte, weiter nach oben zu blicken, um sich etwas besser zu orientieren, sah er dort nichts anderes als ihr riesiges, gut gebautes Gesäß, das sich sanft gegen den eleganten Stoff ihrer dunkelblauen Uniform schmiegte. Kurz darauf schob sie den Getränkewagen durch einen Vorhang und in einen der Gänge des Flugzeuges, sodass Max sich zumindest wieder vorsichtig aufrichten könnte, ohne befürchten zu müssen, dass ihn einer der Schritte der Riesin wieder zu Boden warf.

Schwer atmend blickte er sich um, doch die Ränder seiner Parzelle schienen perfekt verarbeitet zu sein, und die Plastikfolie mit den kleinen Luftlöchern, die sein Gefängnis nach oben hin abdeckte, war etwas zu weit oben, als dass er sie mit einem Sprung erreichen konnte – dies hatte er bereits mehrfach versucht und war dabei wiederholt schmerzhaft hingefallen. Einige Zeit verging, in der er fieberhaft überlegte, was er als nächstes tun sollte, dann hörte und fühlte er plötzlich wieder das Donnern gewaltiger Schritte. Vorsichtig setzte sich Max wieder auf den kalten Plastikboden seiner Parzelle, um zu verhindern, dass er durch die Erschütterungen wieder von den Füßen gerissen wurde, dann schob sich Kelly mit dem etwas geleerten Getränkewagen durch den Vorhang. Sie schob den Wagen in eine Ecke neben der Arbeitsplatte der kleinen Personalküche, dann lehnte sie sich gegen die Theke und stieß einen Seufzer aus, während sie einen Plastikbecher nahm und sich etwas Wasser einfüllte. Nur einige Momente später kehrte auch ihre Kollegin aus dem gegenüberliegenden Gang zurück.

„Mann, ich brauche Urlaub.“ Erklärte Kelly auf Englisch und nahm einen weiteren Schluck von ihrem Wasser. „Das ist schon mein vierter Flug diese Woche.“ Fuhr sie dann fort, wobei Max in ihrer Stimme einen gewissen südstaatlichen Einschlag erkannte.

„Nimm dir doch frei.“ Erwiderte ihre Kollegin mit einem gutmütigen Lächeln und goss sich ebenfalls einen Becher mit Wasser ein, bevor sie sich neben Kelly gegen die Theke lehnte.

Kelly seufzte. „Ich muss ne Hypothek abbezahlen, erinnerst du dich?“ Erwiderte sie und hielt sich die linke Hand auf den Bereich unterhalb ihrer linken Brust, als in diesem Moment aus ihrem Magen ein feuchtes Knurren drang. „Ich hab Hunger.“ Fügte sie dann beiläufig hinzu und beugte sich zum Essenswagen hinunter.

Weiter unten in der Box war Max durch das nasse Grollen, das sich aus seiner Sicht wie ein herannahendes Gewitter anhörte, unwillkürlich zusammengezuckt und war instinktiv wieder in eine der hinteren Ecken seiner Parzelle gekrochen. Entsetzt beobachtete er, wie die riesige Flugbegleiterin in die Hocke ging und die Boxen mit den geschrumpften Menschen darin mit ihren grünen Augen musterte – ein bisschen wie eine hungrige Katze, die eine Maus beäugte. Dann streckte sie plötzlich ihre linke Hand in seine Richtung aus und legte ihre riesigen Finger genau um seine Box, wodurch er unwillkürlich aufschrie, ebenso wie die anderen Winzlinge in den Parzellen um ihn herum. Es war ein markerschütterndes Geräusch, wie aus den Tiefen der Hölle. Ein animalisches Schreien, das Max noch nie zuvor gehört hatte.

„Ich nehme mir mal eine davon.“ Erklärte Kelly und rüttelte dann an der Box, die jedoch fest in ihrer Halterung stecken blieb. Sie stöhnte genervt und rollte mit den Augen, dann probierte sie es mit der Box daneben, die sich ein wenig leichter lösen ließ und dabei auch die mit Max darin leicht aus ihrer Halterung springen ließ.

Einige Sekunden wand Max sich noch panisch in der Ecke seiner Parzelle, dann erst verstand er, dass er gerade noch einmal davon gekommen war, und blickte ungläubig aus dem Fenster seiner Parzelle hinauf zu Kelly, die sich in diesem Augenblick wieder aufrichtete. Beiläufig riss sie die Plastikabdeckung von der eher kleinen Box, die locker in ihre Handfläche passte, und warf sie in einen Mülleimer unter der Theke, dann griff sie in die offene Box hinein und hob einen panisch um sich schlagenden und schreienden Geschrumpften heraus. Max stockte der Atem, als er sah, wie der zwischen perfekt manikürten, rot lackierten Fingernägeln eingeklemmte Mann von Kelly unerbittlich zu ihrem riesigen Mund gehoben wurde. Während er hörbar um sein Leben flehte, schob sich zwischen ihren mit rotem Lippenstift nachgezeichneten, vollen Lippen ihre nasse Zunge hervor, als sie sich die Lippen leckte, dann öffnete die gigantische Stewardess ihren Mund und warf den schreienden Winzling hinein.

Seine Schreie wurden jäh abgedämpft, als Kelly ihren Mund wieder schloss und für eine Sekunde auf dem armen Kerl herumlutschte, dann erklang ein nasses Glucksen und Max‘ Blick wanderte weiter zum Hals der Riesin, wo ihr Kehlkopf sich gerade leicht auf und ab bewegte. Zwar konnte er darüber hinaus nichts sehen, doch es war klar, dass Kelly den Geschrumpften verschluckt hatte, und es war wohl reinem Glück zu verdanken, dass nicht er es war, der nun in den Magen der jungen Flugbegleiterin rutschte. Zitternd blickte er weiter nach unten zu den großen Brüsten der Riesin, deren Ausschnitt vom blau-weiß-roten Halstuch ihrer Uniform überdeckt wurde, und Max fragte sich unwillkürlich, wer der Mann war, der nun durch die Speiseröhre dieser jungen Frau in ihren Magen rutschte. Nie würde er erfahren, dass es sich um Thilo Busch handelte, einen investigativen Journalisten, den Vortex schon länger auf der Abschussliste gehabt hatte und den man nun beim Versuch, für einen Flug nach Südamerika einzuchecken, kurzerhand aus dem Verkehr gezogen hatte. Anstatt nun über die windigen Geschäftspraktiken einer im Auftrag von Vortex tätigen ‚Personalvermittlung‘ in Peru zu berichten, würde er in den nächsten Stunden lebendig von dieser amerikanischen Stewardess namens Kelly verdaut werden, ehe ihr Körper ihn in ein bisschen zusätzliches Fett an ihren großen Brüsten und ihrem wohlgeformten Hintern umwandelte. Fast im gleichen Augenblick verschwanden auch seine Profile aus den sozialen Medien sowie sein Blog, so als ob es ihn nie gegeben hätte. Nicht, dass es Kelly aufgefallen wäre, sie sprach sowieso nur das bisschen Deutsch, das für diese Flüge nötig war, und sie interessierte sich auch nicht für Politik. Das Einzige, was sie interessierte, war dass sie nun etwas Protein in ihren Bauch bekam.

„Willst du was?“ Fragte sie und hielt ihrer Kollegin die Box hin, während sie eine winzige Frau aus einer Parzelle fischte und ebenso schnell verschlang.

„Bin auf Diät.“ Winkte diese ab und nahm wieder einen Schluck von ihrem Wasser.

Fassungslos blickte Max zwischen den riesigen zwei Frauen hin und her, die sich nun seelenruhig über den Kaloriengehalt geschrumpfter Menschen unterhielten, als seien sie ein völlig normales Nahrungsmittel. Schon als ungeschrumpfter Mensch hatte er diese beiläufige Missachtung der Menschenwürde erschreckend gefunden, doch nun, da er selbst klein genug war, um mit einem Schluck aufgegessen zu werden, brachte sie ihn an den Rand eines Nervenzusammenbruchs. Von den riesigen Menschen dort draußen war keinerlei Hilfe zu erwarten, im Gegenteil. Er musste hier raus und sich verstecken, und zwar so schnell wie möglich.

***

Gähnend streckte sich Ashley wieder, als der Abspann des ersten Films über den Bildschirm in der Rückenlehne des Sitzes vor ihr lief, einer eher oberflächlichen, aber süßen Liebeskomödie, die sie schon mehrfach gesehen und nun eher aus Nostalgie angeschaut hatte. Dann erhob sie sich von ihrem Sitz und schlenderte hinüber zu den Toiletten, bei denen im Augenblick nicht allzu viel los zu sein schien. Dort machte sie sich ein wenig frisch und entschloss sich dazu, eine Runde durch die Gänge der Economy Class zu laufen, da sie noch ein wenig wach bleiben wollte – eigentlich wollte sie gar nicht schlafen, bis sie zu Hause war, aber das würde sie in ihrem aktuellen Zustand wahrscheinlich nicht schaffen. Alles, was ihr also blieb, war, so lange wie möglich durchzuhalten. Während sie den Gang auf der gegenüberliegenden Seite entlang ging und flüchtig die anderen Fluggäste in ihren Plätzen musterte, fiel ihr auf einmal Max wieder ein. Beim Boarding war sie so in Gedanken verloren gewesen, dass sie gar nicht mehr daran gedacht hatte, sich noch einmal nach ihm umzuschauen, vielleicht hatte er es also doch noch rechtzeitig geschafft. Neugierig schaute sie sich die Gesichter in den einzelnen Reihen an, allerdings schien Max nicht darunter zu sein.

Schließlich erreichte sie die Küche im hinteren Bereich des Flugzeugs und lugte flüchtig hinein, dort befanden sich aber nur Kelly, die für ihre Reihe zuständige Flugbegleiterin, sowie ihre Kollegin Megan. Diese hatten sich gegen eine der Theken gelehnt und plauderten gerade miteinander, wobei Kelly eine kleine Vortex-Box in der Hand hielt, aus der sie in diesem Moment einen Geschrumpften hinaushob und zu ihrem Mund führte.

„Kann ich dir helfen?“ Fragte sie Ashley freundlich und saugte den Winzling kurz zwischen ihren vollen Lippen in ihren Mund, bevor sie ihn fast umgehend hinunterschluckte.

„Ähm, vielleicht.“ Antwortete Ashley. „Ich habe am Flughafen jemanden getroffen, der auch auf diesem Flug sein sollte. Groß, lange, blonde Haare, Dreitagebart… Rotes T-Shirt…“

„Hmmm.“ Machte Kelly und hob eine geschrumpfte Frau zu ihrem Mund. „Ich glaube nicht, dass so einer an Bord ist. Es sind aber auch mehrere Passagiere nicht gekommen. Irgendetwas mit Stress bei der Sicherheitskontrolle.“ Erklärte sie und schnippte die Frau in ihren Mund.

„Ja genau.“ Sagte Ashley. „Das war bei ihm wohl auch das Problem.“

„Tut mir leid.“ Antwortete Kelly mit einem entschuldigenden Gesichtsausdruck und schluckte die in ihrem Mund herumzappelnde, hysterisch kreischende Frau hinunter. „Sowas passiert leider öfter, als man denkt. Ein Freund von dir?“

„Oh, nicht wirklich.“ Erwiderte Ashley. „Hatte ihn gerade erst getroffen.“

„Ich halte die Augen offen, aber wie gesagt, ich glaube nicht, dass er an Bord ist.“ Sagte die Flugbegleiterin mit einem Lächeln, und ihre Kollegin Megan zeigte mit einem kurzen Nicken, dass sie dasselbe tun würde. „Möchtest du was zu trinken?“ Fragte sie dann.

„Oh, äh… Ja, warum eigentlich nicht, danke.“ Sagte Ashley dann und nickte dankbar. „Orangensaft, bitte.“ Fügte sie hinzu, als Kelly die Vortex-Box auf der Theke abstellte und fragend mit dem Zeigefinger auf die Flaschen im Getränkewagen zeigte.

Sie bedankte sich nochmals, nachdem ihr die Flugbegleiterin ihr einen Plastikbecher mit Saft eingegossen hatte, und schob sich dann vorsichtig zwischen den Stewardessen und dem Essenswagen vorbei, völlig im Unwissen darüber, dass in diesem Max gerade frenetisch gegen das Fenster seiner Parzelle hämmerte und hysterisch ihren Namen rief. Ohne zu merken, dass sie eben quasi direkt an ihm vorbeigelaufen war, hakte sie das Thema mit Max gedanklich ab und ging den rechten Gang entlang zurück an ihren Sitzplatz. Als Ashley sich hinsetzte und einen Schluck vom Orangensaft trank, blickte Kayla noch einmal zu ihr hinüber und hob kurz einen ihrer Kopfhörer an, ehe sie sich zu ihr hinüber lehnte.

„Ist das in Ordnung, dass ich meine Sachen hier so ausgebreitet habe?“ Fragte sie mit einem freundlichen Lächeln und deutete auf eine Reihe von Unterlagen, die sie auf den freien Sitz zwischen ihnen gelegt hatte, während sie einige Informationen auf ihr Tablet übertrug.

„Äh… klar!“ Gab Ashley fröhlich zurück. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass Kayla die Dokumente dort hingelegt hatte, und war einfach froh, dass ihre Arme mehr Raum hatten.

Sie nahm einen weiteren Schluck von ihrem Orangensaft und sah wieder auf den Bildschirm des Bordunterhaltungssystems, wo das Flugradar gerade anzeigte, dass sich die Maschine in der Nähe von Island befand. Ashley tippte auf die Schaltfläche für das Hauptmenü und kehrte zur Auswahl der Filme und Dokumentationen zurück. Für einige Augenblicke überlegte sie, ob sie noch einen Film anfangen sollte, dann entdeckte sie zu ihrer Freude jedoch die neue Staffel einer Comedyserie, die es in Deutschland noch nicht gab, und startete die erste Folge.

Etwa eine Stunde verging, in der sie nur zweimal kurz aufstand, um Kayla vorbeizulassen, als diese auf Toilette ging und wenig später an ihren Platz zurückkehrte. Als das Intro der dritten Folge über den Bildschirm lief und Ashley leise die Melodie mitsummte, pausierte das Unterhaltungssystem kurz, während der Pilot ankündigte, dass in Kürze das Abendessen serviert werden würde und dass er alle Passagiere bitte, ihre Sitze dafür wieder in die aufrechte Position zu bringen. Dies erinnerte Ashley daran, was Kayla zu Beginn des Fluges gesagt hatte, und sie nahm das Bordmenü in die Hand, um nachzuschauen, was es mit dem Spezialangebot von Vortex auf sich hatte. Während das normale Gericht ein Omelette mit Spinat war, handelte es sich bei dem Vortex-Angebot um eine Lasagne mit Salat und einer dieser kleinen Vortex-Boxen, wie sie Kelly gerade in der Hand gehalten hatte. Für Ashley, deren Magen in diesem Augenblick wieder ein ungeduldiges Grummeln von sich gab und die sich etwas mit Substanz wünschte, war die Wahl eigentlich schon klar, was sie jedoch vollends überzeugte, war die Tatsache, dass es bei diesem Gericht Carrot Cake zum Nachtisch gab.

Zufrieden legte Ashley ihre Hand auf ihren knurrenden Magen und steckte das Menü wieder in das Netz mit dem Bordmagazin. Dann klappte sie den Esstisch aus dem Sitz vor sich nach unten und wollte sich gerade daran machen, ihre Serie weiterzuschauen, als sie merkte, wie sich Kayla wieder zu ihr lehnte und ihr einen neugierigen Blick zuwarf, sodass sie noch einmal kurz ihren rechten Kopfhörer anhob, um zu hören, was sie sagen wollte.

„Und? Klingt das nach was für dich?“ Fragte sie. „Rein geschäftliches Interesse.“ Fügte sie dann lachend an und zwinkerte ihr freundschaftlich zu.

Ashley grinste verschmitzt. „Ihr habt Carrot Cake. Wie könnte ich da nein sagen?“

***

Nach der letzten Durchsage des Piloten hatte Max für einige Minuten vollständig die Fassung verloren und war schluchzend auf dem Boden seiner Parzelle zusammengebrochen. Das war einfach zu viel für ihn. Es war schon unbeschreiblich frustrierend gewesen, als Ashley vorhin kurz in der Bordküche aufgetaucht war und sich nach ihm erkundigt hatte – sie hatte ihn also nicht vergessen, obwohl sie sich ja nur sehr kurz miteinander unterhalten hatten. Doch natürlich wussten weder die Stewardessen noch sie, dass er direkt hier in einer der Vortex-Boxen war, und so hatte er hilflos mitansehen müssen, wie die nun so riesige Ashley direkt an ihm vorbeigelaufen war. Verzweifelt hatte er nach ihr gerufen und gegen das Fenster seiner Parzelle getrommelt, doch sie hatte ihn nicht einmal im Ansatz gehört und ihn durch ihre donnernden Schritte schließlich sogar unabsichtlich wieder zu Boden geworfen. Und nun würde Max sterben, einem der Fluggäste serviert und verspeist wie ein beliebiges Nahrungsmittel.

Er hatte sich gerade erst etwas beruhigt, als die gigantische Flugbegleiterin Kelly sich wieder in Bewegung setzte und mit ihren krachenden Schritten abermals sein Gefängnis erschütterte. Dann spürte Max plötzlich, wie sich der gesamte Essenswagen in Bewegung setzte und langsam in den Gang gefahren wurde. Nur wenig später beugte sich die Stewardess wieder zu den Boxen hinunter und begann, diese nach und nach aus ihren überdimensionalen Halterungen im Essenswagen zu lösen, bevor sie sie mit einer vorverpackten Mahlzeit und einem Getränk einem der gigantischen Passagiere reichte, an denen er nun vorbeigefahren wurde.

Während Max verzweifelt darum rang, nicht zu hyperventilieren, wurden um ihn herum immer wieder Boxen aus dem Wagen gehoben und weitergereicht. Noch nie in seinem ganzen Leben hatte er sich so hilflos und ausgeliefert gefühlt – es gab absolut nichts, was er machen konnte, um seinem drohenden Schicksal zu entgehen. Die Wände seiner Parzelle waren dicht, die Folie über ihm war nicht zu erreichen, und selbst wenn er irgendwie an ihr Halt gefunden hätte, wäre auch sie wahrscheinlich zu stark gewesen, um irgendetwas gegen sie tun zu können. Mit nicht einmal einem Hundertstel seiner ursprünglichen Größe war er einfach zu klein.

Eine halbe Ewigkeit verging, die in Wirklichkeit wohl nur etwa zehn Minuten war, dann legten sich Kellys tadellos manikürte Finger plötzlich um die Box mit Max darin. Da diese sich schon etwas aus ihrer Halterung gelöst hatte, als die Stewardess sich vorhin die Box daneben genommen hatte, konnte die Riesin sie besonders mühelos hochheben, was für Max bedeutete, dass er von dieser Bewegung völlig überrascht und von der heftigen Beschleunigung brutal gegen das Fenster seiner Parzelle geschleudert wurde. Die auf ihn einwirkenden Kräfte waren so stark, dass er für mehrere Augenblicke flach gegen das harte Plastik gepresst wurde und sich ein drückender Schmerz in seinem Körper ausbreitete, der es ihm fast unmöglich machte, überhaupt noch zu atmen. Schließlich wurde die Box jedoch auf festem Untergrund abgestellt und Max klatschte unsanft zurück auf den Boden, wo er erst einmal keuchend nach Luft rang. Dann setzte er sich ächzend auf, blickte nach draußen und erstarrte vor Entsetzen.

Vor ihm erstreckte sich eine gigantische, pinke Wand, und obwohl er bereits ahnte, was dies bedeutete, blickte er langsam nach oben, um die letzten Zweifel auszuräumen. Wie erwartet ging die Wand hoch über ihm in eine riesige Wölbung über, als der luftige Stoff, aus dem sie bestand, sich über zwei pralle Brüste spannte, ehe sie sonnengebräunter, nackter Haut wich. Er legte den Kopf in den Nacken, als er auf einen gigantischen menschlichen Hals blickte und schließlich direkt in das freundliche Gesicht von Ashley, die in diesem Moment lächelnd ein Getränk von der Flugbegleiterin entgegen nahm und sich bei ihr bedankte. Dann sah sie mit ihren klaren, blauen Augen, die nun größer waren als sein gesamter Körper, direkt in die Box und lächelte, fast so, als ob sie die Geschrumpften Menschen auf ihrem Tisch begrüßte. Max war Ashley serviert worden, und möglicherweise hatte er nur noch ein paar Sekunden, sie auf sich aufmerksam zu machen, bevor ausgerechnet sie ihn aufessen würde.

Keuchend sprang Max zurück auf die Beine und schrie wieder verzweifelt ihren Namen, doch gerade, als die riesige junge Amerikanerin ihre Finger um die Lasche legte, mit der man die Plastikfolie von der Box zog, hielt sie plötzlich inne. Für einen kurzen Augenblick schien sie zu überlegen, dann zog sie ihre Hand wieder zurück und zog ihre Kopfhörer aus, ehe sie von ihrem Platz aufstand und das Gepäckfach über ihrem Sitzplatz öffnete, um offenbar etwas aus ihrem Rucksack zu holen. Max war dabei überwältigt von der Eleganz und Leichtigkeit der Bewegungen ihres riesigen Körpers. Es war kaum zu glauben, dass Ashley ihm vor ein paar Stunden nur etwa bis zur Nase gereicht hatte. Nun war sie so groß wie ein durchschnittlicher Wolkenkratzer, und wenn sie wie jetzt gerade aufrecht stand, musste Max sich geradezu flach hinlegen, um überhaupt bis zu ihrem Gesicht aufblicken zu können. Für einige Sekunden war Ashley voll und ganz damit beschäftigt, in ihrem Rucksack zu kramen, dann zog sie ein paar ihrer eigenen In-Ear-Kopfhörer hervor und begann, das Kabel zu entwirren. Dabei drehte sie sich etwas von ihrem Sitzplatz weg, und als sich in diesem Augenblick die Stewardess an ihr vorbei durch den Gang schob, trat sie zudem einen Schritt nach hinten, wodurch ihr Hintern ein wenig gegen den Tisch stieß. Aus ihrer Perspektive war dies nicht weiter bemerkenswert, Max wurde dadurch jedoch abermals zu Boden geworfen und fiel mit dem Gesicht voran auf den harten Plastikboden. Vor Schmerz ächzend drehte er sich um und sah wieder zu Ashley, von der er gerade jedoch nichts sah als ihren gigantischen, strammen Hintern, der sich sanft gegen das enge Material ihrer schwarzen Yoga-Hose schmiegte. Dann wackelten die beiden Backen, die aus seiner Perspektive so groß waren wie Wohnblocks, leicht hin und her, als die Riesin ihren Schwerpunkt wieder nach vorne verlagerte und schließlich umdrehte. Hoch über sich sah Max, wie Ashley sich wieder in ihre Sitzreihe schob und dann auf ihren Platz fallen ließ, wobei ihre großen, weichen Brüste in ihrem großzügigen Dekolleté deutlich auf und ab wippten. Die Riesin steckte die etwas billigen, zerbrechlich aussehenden Kopfhörer der Fluggesellschaft aus und legte diese auf den leeren Platz neben sich, steckte ihre eigenen ein und streckte dann erneut ihre Hand nach der Box aus, sodass Max wieder instinktiv zurückwich.

Mit erschreckender Beiläufigkeit zog Ashley die Plastikfolie von der Box, was einen weiteren kollektiven Aufschrei der Geschrumpften darin zur Folge hatte. Wild zitternd schlug Max die Hände über die Ohren und kauerte sich abermals in eine der hinteren Ecken der Parzelle, dann senkte sich die Hand der jungen Amerikanerin unaufhaltsam in die direkt neben seiner eigenen. Ein schriller Schrei erklang, dann hob Ashley einen schlaksigen Geschrumpften aus der Box, der noch ziemlich jung war, wahrscheinlich ungefähr in ihrem Alter. Doch obwohl er erbärmlich um sein Leben flehte, war dies gleich doppelt sinnlos – zum einen war nicht anzunehmen, dass Ashley einen plötzlichen moralischen Sinneswandel hatte, noch konnte sie ihn mit ihren In-Ear-Kopfhörern überhaupt hören. Dementsprechend geschah, was geschehen musste: Ashley hob den hysterisch kreischenden und jammernden Winzling zu ihrem Mund, der sich kurz darauf öffnete und den Blick auf ihre perfekten, weißen Zähne sowie ihren gähnenden Rachen freigab. Der Kleine schrie noch einmal auf, wurde dann aber jäh abgewürgt, als die Riesin ihn lässig zwischen ihre Lippen schnippte und diese kurz darauf wieder schloss. Da der Geschrumpfte wohl relativ weit vorne auf ihrer Zunge gelandet war, ragten kurz noch seine strampelnden Beine zwischen ihren geschlossenen Lippen hervor, dann saugte Ashley ihn mit einem leisen Schlürfen hinein und schluckte.

Max schrie unwillkürlich auf, wobei es diesmal eher ein gequältes Stöhnen war, und wandte seine Augen ab, als er die kaum merkliche Kontraktion in Ashleys Hals sah, mit der sein Leidensgenosse nun hinunter in ihren Bauch geschickt wurde. Schnaufend blickte er nach oben und versuchte, wieder nach dem Rand der Parzelle zu springen, völlig überwältigt von einem atavistischen Trieb, dem es nur noch darum ging, nicht gefressen zu werden. Doch noch während er sich verzweifelt an den glatten Wänden hinaufzuziehen versuchte, warf die Hand der Riesin erneut einen Schatten über die Box. Nicht einmal eine Sekunde später fuhren die Finger der weichen, weiblichen Hand, die er vorhin noch geschüttelt hatte, in seine Parzelle und packten ihn sanft, aber bestimmt am Kragen, ehe sie ihn mühelos von den Füßen und nach draußen hoben. Kurz glaubte Max, sich von der plötzlichen Aufwärtsbewegung übergeben zu müssen, doch dann fing er sich und sah fassungslos auf die gigantische Ashley, die ihn hoch zu ihrem Gesicht hob. Er flog vorbei an ihrem kolossalen Brüsten, die sich mit ihren Atemzügen immer wieder ein bisschen hoben und senkten, über eine tiefe, von sonnengebräunten Rundungen umgebene Schlucht, die eigentlich nur ihr Ausschnitt war. Da er so winzig klein war, konnte er an einer Stelle für einen kurzen Moment sogar zwischen ihren Brüsten hindurch blicken, wo sich tief unten ihr weicher Bauch ebenfalls gleichmäßig mit ihren Atemzügen sanft auf und ab senkte. Max wusste, dass er auf sein Grab blickte, denn nun würde diese sympathische junge Frau ihn aufessen, ohne jemals zu erfahren, was mit ihm passiert war.

Als er sich wie in Zeitlupe ihrem Mund näherte und dieser sein gesamtes Blickfeld auszufüllen begann, spürte er plötzlich die Wärme, die von ihrem alles überragenden Körper ausging, und er registrierte auch einen leichten Schweißgeruch. Beim Blick auf ihre Augen, die ihn gar nicht wirklich ansahen, merkte er, dass Ashley müde wirkte, und fast gleichzeitig fiel ihm auf, dass ihre langen, blonden Haare langsam ein bisschen fettig wurden. Es waren kleine Details, die ihm wohl nur auffielen, weil er so klein und nah an ihr dran war – es war ein fast intimer Moment, der allerdings gänzlich von der Tatsache überlagert wurde, dass er Ashley nun sehr viel näher kam, als er jemals gewünscht haben könnte. In eben diesem Moment öffneten sich nämlich die Lippen der jungen Amerikanerin und Max wehte wie aus einem Ofen ihr heißer, feuchter Atem entgegen, dann wurde er auch schon nach vorne katapultiert und landete nach einem kurzen Flug auf ihrer warmen, nassen und schleimigen Zunge. Nochmals wehte ein hauchiger, fast schon unerträglich heißer Atemzug aus den Tiefen ihres Körpers über ihn, ehe sich die gigantische Zunge etwas schräg legte und er tiefer in den Mund der Riesin rutschte.

Während sich die riesigen Lippen hinter ihm wie in Zeitlupe zu schließen begannen, blickte Max auf und spürte eine erneute Welle von Todesangst, als er direkt über Ashleys schier endlose Zunge zwischen ihren Mandeln hindurch auf ihren gewaltigen, gähnenden Schlund sah. Über diesem wackelte ihre vor nassem Speichel glitzernde Uvula geradezu spöttisch hin und her, wie ein wackelnder Finger, der in die Tiefen ihres Verdauungssystems deutete. Hechelnd versuchte Max, sich umzudrehen und zur Quelle des Lichts zu robben, das gerade unaufhaltsam zu erlöschen begann. Um sich herum sah er nichts als lange, klebrige Speichelfäden, die sich wie Säulen zwischen dem Gaumen der Riesin und ihrer Zunge erstreckten, sowie rotes Fleisch und scharfe, perlweiße Zähne. Wie eine Sturmflut wusch abermals eine Welle heißer, etwas ranziger Luft aus der Finsternis hinter ihm nach draußen, als Ashley wieder ausatmete. Dann schnappte die Reihe der Zähne vor ihm plötzlich zu wie eine Mausefalle und es wurde vollkommen dunkel. Neben dem nahezu ohrenbetäubenden, grollenden Atem der Riesin hörte Max nun auch seinen eigenen, heiseren Atem und sein leises Wimmern, welche durch die schwüle Finsternis der organischen Höhle hallten, als er langsam nach hinten rutschte. Max wischte sich hektisch den dickflüssigen, klebrigen Speichel aus dem Gesicht und spürte, wie sich um ihm herum gigantische Muskeln anzuspannen begannen und der glitschige, warme Untergrund unter ihm schließlich auf einmal absackte.

„Nein! Bitte nicht! Ashley!“ Kreischte er und begann zu weinen. „Bitte iss mich nicht au…“

Sein Flehen sollte ungehört bleiben, denn nun wurde sein geschundener Körper plötzlich mit einem Schwall aus heißer Spucke nach hinten in den Rachen der Riesin gespült, begleitet von einem ohrenbetäubenden Glucksen. Um sich herum fühlte Max nichts mehr als warmes, glitschiges Fleisch und dickflüssigen Speichel, dann wurde er mit Gewalt in eine enge, muskulöse Röhre gepresst. Ashley hatte gesagt, dass sie nicht beißen würde. Sie hatte Recht behalten.

***

Ashley schloss ihren Mund und grinste ein bisschen, als sie spürte, wie der Geschrumpfte auf ihrer Zunge anscheinend versuchte, zu ihren Lippen zu kriechen. Da dies angenehm kitzelte, ließ sie ihn für ein paar Momente gewähren, während sich ein salziger Geschmack über ihre Geschmacksknospen verteilte. Sie war sich nicht ganz sicher, aber irgendwas an diesen Geschrumpften schmeckte anders als bei denen, die es normalerweise im Restaurant gab. Waren sie etwas frischer? Vielleicht hing es ja mit diesem neuen System zusammen, das Kayla eben erwähnt hatte? So oder so war es ein wenig Schade, dass die Boxen so klein waren, aber sie mussten natürlich auch auf die engen Esstische in der Economy Class passen. Zumindest sahen die Lasagne und der Salat für Flugzeugessen ziemlich gut aus, und das Stück Carrot Cake wirkte ebenfalls schön saftig. Auf den freute sie sich besonders.

Beiläufig schluckte sie den Winzling in ihrem Mund hinunter und leckte sich die Lippen, als sein zappelnder kleiner Körper durch ihre Speiseröhre nach unten in ihren Bauch glitt. Etwa auf Höhe ihrer Brüste verebbte das Gefühl allmählich, bevor sie ein oder zwei Sekunden später noch einmal ein leichtes Kribbeln in ihrem Magen spürte, als der Geschrumpfte an seinem Ziel eintraf. Dann nahm sie das kleine Plastiktütchen mit dem Besteck, wobei sie amüsiert die Augenbrauen hob, als sie feststellte, dass diese – wie auch alle anderen Verpackungen – mit dem Vortex-Logo bedruckt war. Das Unternehmen hatte wirklich eine Neigung, sein Symbol auf allen möglichen Dingen anzubringen. Ashley schüttelte unmerklich den Kopf und riss die Tüte auf, ehe sie die Gabel hinauszog und eine kleine Tomate in ihrem Salat aufspießte. Dann hob sie sie zu ihrem Mund, kaute ein- zweimal auf ihr herum und verschluckte sie schließlich so beiläufig wie die beiden Geschrumpften, die sie eben gegessen hatte. Als die zerkaute Tomate kurz darauf in ihrem Magen eintraf, spürte sie wieder ein deutliches Kribbeln in ihrem Bauch, als die beiden sich vor dem herabfallenden Essen in Sicherheit brachten.

Ups. Dachte Ashley und kicherte mädchenhaft. Aufpassen da unten!

Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie Kayla ihr einen fragenden Blick zuwarf, während sie selbst gerade ebenfalls einen Geschrumpften aus ihrer Box fischte und in ihren Mund warf. Es war das unrühmliche Ende von Heiko Brandt, einem wegen schwerer Körperverletzung zu einer Haftstrafe verurteilten Mitglied einer Rockerbande, der zu jenen Geschrumpften gehört hatte, die Vortex aus einem örtlichen Gefängnis zum Flughafen geliefert hatte. Dort hatte er in seiner Zelle oft davon geträumt, nach seiner Entlassung eine Motoradtour entlang der US-Westküste zu machen und einmal im Pazifik zu schwimmen. In gewisser Weise würde sein Wunsch in Erfüllung gehen – nach einem längeren Umweg durch Kaylas Verdauungssystem, die amerikanische Kanalisation und ein Klärwerk.

„Sorry.“ Sagte Ashley und zog einen Hörer aus dem Ohr. „Geschrumpfte auf leeren Magen.“

Kayla schluckte und lachte verständnisvoll. „Oh, das kenne ich. Am besten einfach weiteressen, dann beruhigen sie sich meistens.“ Fügte sie hinzu und trank einen Schluck Wasser.

„Bin schon dabei.“ Antwortete die junge Blondine lächelnd und schaufelte eine Gabel Salat in ihren Mund, ehe sie genüsslich darauf herumkaute und schluckte.

Erneut spürte sie ein Kitzeln in ihrer Magengrube und hielt sich die Hand vor den Mund, als sie wieder unfreiwillig zu kichern begann. Zwar war es ihr hin und wieder schon einmal passiert, dass sie Geschrumpfte nach dem Verschlucken weiter so deutlich spüren konnte, und in der Regel fand sie das Gefühl auch eher angenehm, gerade ging es ihr aber auch ein bisschen auf die Nerven. Also öffnete sie schnell die abgepackte Plastiktasse mit stillem Mineralwasser und trank einen tiefen Schluck, woraufhin das Kribbeln in der Tat etwas nachließ. Dann lud Ashley ein großes Stück Lasagne auf ihre Gabel und führte sie zu ihrem Mund. Ähnlich wie der Salat schmeckte sie erstaunlich frisch und saftig.

„Das ist wirklich gut.“ Sagte sie kauend und nickte Kayla dann beifällig zu, ehe sie schluckte.

„Freut mich.“ Antwortete diese, während sie gerade ein paar Winzlinge in ihren Salat fallen ließ und dann mit ihrer Gabel hineinfuhr. „Lass es dir schmecken!“

„Du auch.“ Erwiderte Ashley und steckte sich ihren rechten Kopfhörer wieder ins Ohr, als sie einen weiteren Bissen Lasagne in ihren Mund schob und sich dann ganz wieder auf die Serie konzentrierte, die sie zwischenzeitlich pausiert hatte.

***

Nachdem Ashley ihn verschluckt und der Eingang zur Speiseröhre sich hinter ihm mit einem nassen Schmatzen wieder geschlossen hatte, fand sich Max plötzlich in einem engen Tunnel aus glitschigem, warmem Fleisch wieder. Um ihm herum war es auf einmal sehr still geworden, und nur ganz entfernt hörte er einige Geräusche, die allerdings so stark abgedämpft waren, dass er sie überhaupt nicht zuordnen konnte. Das Einzige, was er noch wahrnahm, war die überwältigende Muskulatur um ihn herum, die sich immer wieder um ihn zusammenzog und erbarmungslos nach unten presste. Da sich die Speiseröhre auch zwischen den peristaltischen Bewegungen schon so anfühlte wie eine organische Zwangsjacke, stöhnte Max immer wieder gequält auf, als sie sich um ihn schlangen und weiter nach unten pressten, wobei sie es ihm zeitweise völlig unmöglich machten, zu atmen. Keuchend schnappte er nach Luft, als die Muskulatur sich um ihn herum entspannte und etwas nachgab, doch auch dann bekamen seine winzigen Lungen so gut wie gar keinen Sauerstoff. Das bisschen Luft, das er gierig in sich hineinsaugte, war heiß und unerträglich feucht, so wie alles um ihn herum.

„Hil…“ Begann er und würgte, als sich sein Mund mit dickflüssigem, warmen Speichel füllte, dann zogen sich die Muskeln um ihn herum wieder gnadenlos zusammen und zwangen ihn dazu, hustend auszuatmen, wobei er den zähen Schleim wieder ausspuckte. „Hilfe.“

Während er weiter nach unten rutschte, versuchte er immer wieder, sich mit seinen Armen und Beinen irgendwie an den glitschigen Wänden der Speiseröhre zu stabilisieren oder diese zumindest etwas auseinander zu drücken, doch er bewirkte damit wohl nicht mehr als ein leichtes Kribbeln in Ashleys Hals. Nach ein paar Augenblicken hörte er ein tiefes, mächtiges Pochen um sich herum, welches das Innere der Speiseröhre mit jedem Schlag vibrieren ließ. Es fühlte sich ein wenig so an, wie wenn jemand den Bass einer Stereoanlage voll aufgedreht hatte, doch an der Frequenz erkannte Max, dass es Ashleys Herzschlag war – ruhig und ungerührt von der Tatsache, dass sie eben einen anderen Menschen aufgegessen hatte. Dazu kam bald ein rollendes, ebenfalls völlig entspanntes Ein- und Ausatmen, und er konnte geradezu spüren, wie sich der riesige Brustkorb, in dem er sich gerade befand, mit jedem dieser Atemzüge sachte auf und ab hob. Max fühlte sich so, als sei er lebendig begraben worden, und in gewisser Hinsicht war das auch so. Der einzige Unterschied bestand darin, dass er nicht etwa von Erde umgeben war, sondern von Fleisch, Muskeln und Fett, in diesem Fall in Form von Ashleys riesigen Brüsten, deren sanfte Rundungen er eben erst noch von außen gesehen hatte.

Nach und nach wurde es um ihn herum immer heißer und scheinbar noch enger, dann ebbten der Herzschlag und die Atemzüge der Riesin ein wenig ab und wichen zunehmend dem noch bedrohlicheren Gurgeln und Blubbern von Ashleys Magen, der nun unaufhaltsam näher kam. Einige Momente später ging der pulsierende, organische Schlauch, durch den Max wanderte, in eine Schräglage über und schließlich stießen seine Füße gegen einen fest verschlossenen, engen Ring aus Muskeln. Als dieser sich mit einem schlürfenden Geräusch zu öffnen begann, schlug Max aus der Finsternis ein entsetzlicher Gestank von Erbrochenem und Säure entgegen, und er versuchte würgend, sich entlang der Schräge nach oben zu ziehen. Diese war jedoch viel zu rutschig und von oben regnete ständig weiterer warmer Schleim herab, sodass er nirgendwo Halt fand. Zugleich umschloss der Ring aus Muskeln nun gnadenlos seine Füße und Max wurde mit einem nassen Schmatzen nach unten gesaugt.

„Nein!“ Kreischte er und schrie vor Schmerz auf, als er durch den Ring gepresst wurde, wobei seine hilflos rudernden Arme von der Gewalt der Bewegungen fast ausgekugelt wurden.

Dann fand er sich plötzlich im freien Fall wieder und stürzte durch ein unerträglich heißes, schwüles und erbärmlich stinkendes Nichts, bevor er schließlich mit einem nassen Platschen wieder auf einem fleischigen Untergrund landete, der unter ihm leicht nachgab. Verzweifelt versuchte Max, einzuatmen, doch der Geruch von Erbrochenem war so intensiv, dass er sich bei jedem zaghaften Atemversuch zu Krümmen begann. Erst nach mehreren Momenten der Agonie schien sich sein Geruchssinn an den Gestank zu gewöhnen und er konnte wieder Luft holen, ohne direkt würgen zu müssen. Schnaufend rollte er sich auf den Rücken und versuchte vergeblich, sich den zähflüssigen, brennenden Schleim aus dem Gesicht zu wischen, doch wie alles andere waren auch seine Hände vollständig davon überzogen. Um ihn herum war es absolut dunkel, sodass ihm neben seinem gequälten Geruchssinn nur noch sein Gehör blieb, um sich zu orientieren. Irgendwo weit über sich hörte er noch immer gedämpft Ashleys Herzschlag und ihre regelmäßigen Atemzüge, doch das auffälligste Geräusch war nun ein organisches Mahlen und Schmatzen, begleitet von einem bedrohlichen Blubbern und Knurren, das aus allen Richtungen zu kommen schien. Max wusste, dass er in Ashleys Magen war.

Hustend versuchte er, sich aufzusetzen, was ihm auf dem warmen, über und über mit Schleim überzogenen Untergrund aber nur mit großer Mühe gelang. Orientierungslos kroch Max über den sanft wogenden Boden, der wohl Ashleys Magenschleimhaut war – anscheinend war die riesige Höhle aus Fleisch gerade fast leer, bis auf ein paar kleine Tümpel in etwas tiefer gelegenen Magenfalten, die neben Säure auch nach Orangensaft rochen. Dies erklärte wohl auch das seltsame Echo der Körpergeräusche und sogar seines eigenen angestrengten Atems – für Max klang es fast so, als ob er in einer leeren, organischen Kathedrale war. Doch hier gab es keinen Gott, dieser Ort war das eheste, was auf dieser Welt der Hölle gleichkam. Fast wie um seine Gedanken noch weiter zu bestätigen, hörte er nun ganz in der Nähe ein ersticktes Keuchen, wohl von dem anderen Geschrumpften, den Ashley eben aufgegessen hatte. Doch noch ehe Max genug Kraft aufbringen konnte, ihm etwas zuzurufen, hörte er weit über sich plötzlich ein lautes Glucksen, und er wusste instinktiv, dass er sich aus der Gefahrenzone bringen musste. So gut, wie es auf der rutschigen Magenschleimhaut möglich war, robbte er sich von der Stelle, an der er aufgeschlagen war, davon. Nur ein paar Sekunden später hörte er wieder das feuchte Schmatzen der Cardia, als diese sich erneut öffnete, dann stürzte ein riesiger, nasser Brocken aus zerkauter Nahrung hinein und klatschte direkt hinter Max auf den Boden von Ashleys Magen. Durch den Aufprall wurden einige kleinere Stückchen auch auf seine durchnässte Synthetik-Kleidung geschleudert, und an ihrem Geruch und Geschmack erkannte Max, dass es sich offenbar um eine zerkaute Tomate handelte. Aus seiner Perspektive war sie aber eher so groß wie ein Geländewagen, und sie hätte ihn eben beinahe unter sich begraben.

Zu seinem Entsetzen hörte Max nun über sich ein gedämpftes, zugleich aber unfassbar lautes, unschuldiges Kichern. Er wusste nicht, was der Anlass war, und vielleicht hatte es auch überhaupt nichts mit ihm zu tun, für ihn klang es jedoch fast so, als ob sich die Riesin, die ihn gerade unwissentlich aufgegessen hatte, über ihn lustig machte. Als er keuchend weiter über den glitschigen Boden kroch, hörte er, wie Ashley etwas sagte, allerdings war ihre Stimme zu gedämpft und verzerrt, als dass er verstehen konnte, was es war. Doch bei diesem Größenunterschied war sogar ihre sanfte, weibliche Stimme so stark, dass sie leichte Vibrationen durch ihren Magen schickte, wodurch Max plötzlich abrutschte und in einen der nach Orangensaft riechenden Tümpel klatschte. Obwohl er nur etwa bis zur Hüfte in diesem versank, spürte er auf einmal an seinen unteren Körperöffnungen ein starkes Brennen, so als ob er sich in einen Eimer voller Zitronensaft gesetzt hätte. Hastig tastete er in der munter herumschwappenden Brühe um sich, um irgendwo Halt zu finden, doch in der Suppe aus Orangensaft und Magensäure schwammen ansonsten nur einige matschige Klumpen. Diese fühlten sich ein wenig so an wie nasses, zerkautes Brot – vielleicht die Überreste eines Sandwiches oder ähnlichem.

Max hatte es gerade erst geschafft, sich wieder auf eine höher gelegene Magenfalte zu ziehen, als er über sich erneut ein feuchtes Glucksen hörte, welches ankündigte, dass Ashley schon wieder etwas verschluckt hatte. Panisch robbte er wieder weg von der Mitte des Magens, wobei er die sanfte Krümmung der Magenwände als ungefähren Hinweis dafür nahm, wo genau er sich gerade eigentlich befand. Nur Augenblicke später öffnete sich die Cardia erneut und ein Klumpen aus zerkautem Essen platschte in den Magen der Amerikanerin, diesmal etwas weiter von ihm entfernt. Am Geruch, der sich nun in der organischen Höhle ausbreitete, erkannte Max jedoch, dass es Salat war. Er war fast schon dankbar dafür, denn alles war besser als der penetrante Gestank von Erbrochenem, der noch immer im Magen vorherrschte.

Als er kläglich versuchte, die geschwungenen Magenwände hinaufzukriechen, wackelte seine gesamte Umgebung plötzlich wieder, begleitet von Ashleys lautem Kichern weiter oben. Erst jetzt stellte Max die Verbindung her und begriff zu seinem Entsetzen, dass sein verzweifelter Überlebenskampf in ihrem Magen für Ashley wohl nichts weiter war als ein leichtes Kitzeln. Max begann zu weinen. Noch schlimmer als die Schmerzen und der Gestank war für ihn die Ungerechtigkeit seiner Situation. Er hatte absolut niemandem etwas getan, und dennoch war er nun dazu verurteilt, in Ashleys Bauch zu sterben und von ihr verdaut zu werden. Und obwohl er wütend war, dass auch sie anscheinend die Lügen dieser Mörderbande glaubte, wusste er zugleich, dass sie damit die Meinung des Großteils der Menschen dort draußen teilte. In ihrer Wahrnehmung tat sie nichts Verwerfliches, im Gegenteil stimmte ihr Verhalten mit dem der Mehrheit der Leute überein. Sie war nur einer von Millionen, wenn nicht gar Milliarden Menschen, deren Verstand von diesem Konzern vergiftet worden war. Doch diese Menschen wachzurütteln und sie sehen zu lassen, was Vortex wirklich war, war offenbar genauso aussichtlos wie seine irrige Hoffnung, doch noch irgendwie aus Ashleys Magen entkommen zu können. Aus der Tatsache, dass sie sich vorhin noch einmal sogar bei den Flugbegleiterinnen nach ihm erkundigt hatte, schloss er, dass sie ihn wohl niemals aufgegessen hätte, wenn sie ihn nur erkannt hätte. Aber dafür war es jetzt zu spät.

Wieder vernahm Max über sich ein lautes Schluckgeräusch, doch auf dieses folgte unmittelbar noch eines, und dann noch eines, und ehe er wirklich verstand, was geschah, ergoss sich aus der Cardia ein regelrechter Wasserfall, der in mehreren Schüben einen Ozean aus Mineralwasser in Ashleys Magen spülte. Panisch versuchte er, sich irgendwo festzuhalten, doch es war ein vollkommen aussichtsloses Unterfangen. Max wurde von der rauschenden Brandung mitgerissen und konnte nichts weiter tun, als hilflos um sich zu schlagen, während die Wellen ihn mühelos im Magen der Riesin hin und her warfen. Kaum hatten sich die Verhältnisse ein wenig beruhigt, hörte er abermals, wie Ashley etwas sagte, allerdings hörte es sich bedrohlich so an, als ob sie mit vollem Mund sprach. Fast unmittelbar darauf bestätigten sich seine Befürchtungen, als schon wieder ein lautes Glucksen ertönte, dann spuckte die Cardia abermals einen gigantischen Brocken zerkauter Nahrung hinein.

Da der Boden von Ashleys Magen inzwischen vollständig überflutet war, löste der neu eingetroffene Klumpen beim Herabfallen so etwas sie einen kleinen Tsunami aus, der Max gegen eine der Magenwände warf. Keuchend versuchte er, sich über Wasser zu halten, während der Magen sich nun mit dem Geruch von gebackenem Käse und warmem Hackfleisch füllte. Nun war die junge Frau also anscheinend dabei, Lasagne zu essen. Ein Vorteil dessen war jedoch, dass der Bissen Lasagne bei der Landung in mehrere Teile zerfallen war, die nun wie Inseln durch den Ozean aus Mineralwasser trieben. Japsend schwamm Max zu einem der Brocken, der groß und stabil genug war, dass er darauf Platz fand, und zog sich nach oben auf ein weiches Polster aus geschmolzenen Käse, ehe er sich schwer atmend auf den Rücken rollte.

Während er keuchend seine Kräfte sammelte, merkte er, dass sich die Verhältnisse im Magen ironischerweise etwas verbessert hatten. Sein unfreiwilliges Bad im Mineralwasser hatte den Orangensaft und die Magensäure von seinem Unterkörper gewaschen, und Ashley hatte mit dem Getränk und ihrem Essen auch etwas Luft verschluckt, sodass ihm auch das Atmen trotz des noch immer ziemlich starken Gestanks wieder deutlich leichter fiel. All dies änderte aber nichts an der Tatsache, dass er sich im Magen eines anderen Menschen befand, eine Tatsache, die ihm noch einmal deutlich gemacht wurde, als von oben schon wieder ein lautes Glucksen ertönte und kurz darauf ein weiterer Brocken zerkauter Lasagne in den Magen fiel. Max biss die Zähne zusammen und krallte sich an seiner Insel aus Käse und Hackfleisch fest, während wieder einmal eine gigantische Welle durch den Magen schwappte. Noch während sein Floß von einer Magenwand abprallte und zurück in die Mitte des Verdauungsorgans trieb, erklang von oben plötzlich ein heiserer Schrei, gefolgt von einem Platschen, als ein frisch verschluckter Geschrumpfter in unmittelbarer Nähe in Ashleys Magen stürzte. Max rief nach dem armen Kerl, doch um sich herum hörte er nichts weiter als die Geräusche des gigantischen Körpers, in dem er gefangen war. Nach einigen Minuten gab Max schließlich auf – wer auch immer es gewesen war, er war inzwischen wahrscheinlich ertrunken. Er ertappte sich dabei, wie er sich fragte, ob das vielleicht sogar das erstrebenswertere Schicksal war. Ausgelaugt von den vorangegangenen Torturen brach Max zusammen und begann zu weinen.

„Verdammt!“ Brüllte er dann plötzlich und trat wütend gegen einen brocken Hackfleisch, der mit einem nassen Ploppen in der Brühe um ihn herum versank. „Ashley! Ich bin hier drin!“

Die Antwort der Riesin folgte umgehend, und zwar in Form eines erneuten Schluckgeräuschs, auf das ein paar Sekunden später das Schmatzen der Cardia folgte. Dann krachte ein Brocken aus zerkautem Salat genau auf Max und seine Insel aus Lasagne, ehe diese mit einem nassen Blubbern in die Tiefe sanken und eine weitere Welle durch den Magen schwappte.

***

Im Laufe der folgenden halben Stunde verspeiste Ashley neben der Lasagne und dem Salat auch die verbliebenen Geschrumpften in der Box. Dabei kam ihr nicht einmal im Entferntesten in den Sinn, dass unter diesen auch der verschwundene Max gewesen war und dass dieser nun in ihrem Magen um sein Leben rang. Zum Abschluss begab sie sich an den Carrot Cake, der in der Tat wunderbar saftig war und fast so gut schmeckte wie der ihrer Mutter. Während sie kaute, wandte Ashley kurz ihre Aufmerksamkeit von ihrer Serie ab und sah hinüber zum Flugradar, laut dem sich die Maschine inzwischen irgendwo jenseits des Polarkreises befand. Der Geschmack des Kuchens erinnerte sie an zu Hause, und langsam wich die Wehmut, dass ihr Auslandsjahr vorbei war, Vorfreude darauf, ihre Familie und Freunde wiederzusehen.

Nachdem sie auch das letzte Stück Kuchen in ihren Mund geworfen und hinuntergeschluckt hatte, kam auch schon die Flugbegleiterin vorbei und sammelte die Tabletts mit den leeren Verpackungen ein. Ihre Nachfrage, ob denn alles gut geschmeckt habe, bejahte Ashley wahrheitsgemäß, dann lehnte sie sich mit einem wohligen Gähnen in ihrem Sitz zurück, legte ihre linke Hand auf ihren schwer arbeitenden Bauch und schaute die laufende Folge ihrer Serie zu Ende. Bevor das Bordunterhaltungssystem jedoch die nächste Episode starten konnte, kehrte sie zum Hauptmenü zurück und erhob sich von ihrem Sitz. Als sie auf den Gang trat, streckte sie kurz ihre Arme und Beine, dann schlenderte sie hinüber zu den Toiletten, wobei sie noch einmal ihre Hand auf ihren Bauch legte, als ihr Mageninhalt unter ihren Schritten spürbar hin und her schwappte. Für einige Minuten wartete sie in der kurzen Schlange, dann ging sie in eine der frei gewordenen Toilettenkabinen und schloss die Tür hinter sich ab.

Ashley stieß ein Seufzen aus und blickte in den Spiegel, während sie etwas Wasser über ihre Hände laufen ließ. Ein wenig zerknirscht stellte sie fest, dass sie nach rund zwölf Stunden auf Achse etwas mitgenommen wirkte und auch ihre Haare etwas fettig auszusehen begannen – einer der Nachteile davon, hellblond zu sein. Müde rieb sie sich die Augen und ließ ein wenig kaltes Wasser über ihre Hände laufen, ehe sie diese zu einer Schale formte und sich das Gesicht wusch. Als sie sich wieder aufrichtete, bemerkte sie, wie sich der Inhalt ihres Magens abermals leicht bewegte und das sanfte Druckgefühl, das sie seit dem Essen verspürt hatte, durch ihre Speiseröhre nach oben zu wandern begann. Halbherzig hielt Ashley sich die Hand vor den Mund und entließ die entweichende Luft in Form eines herzhaften, feuchten Rülpsers, etwas überrascht davon, dass dieser so laut war. Glücklicherweise war sie gerade im WC, und das monotone Dröhnen des Flugzeugs übertönte sowieso recht klar alle anderen Geräusche.

Zufrieden klopfte Ashley sich auf den Bauch und zog ihre Hose nach unten, ehe sie sich mit ihrem nackten Hintern auf die Toilettenschüssel setzte und die Muskulatur in ihrem Unterleib entspannte. Zunächst entwich ein leiser Furz zwischen ihren Pobacken, dann entleerte sie erst ihre Blase und schließlich auch ihren Enddarm in die Schlüssel. Dann pupste sie noch einmal und schob noch einen kleineren Klumpen aus sich heraus, ehe sie aufstand und sich gründlich abwischte. Als sie fertig war, warf sie das benutzte Papier ebenfalls in die Schlüssel und betätigte die Spülung, wobei sie unwillkürlich zusammenzuckte, als sie von dem kräftigen Sauggeräusch der Vakuumspülung überrascht wurde. Ashley prustete.

„Jedes verdammte Mal.“ Murmelte sie und wusch sich dann noch einmal die Hände, ehe sie aus der Toilette ging und zu ihrem Sitzplatz zurückging.

Dabei fiel ihr auf, dass es in der Kabine deutlich dunkler geworden war und diese nur noch von einem bläulichen Licht über den Gepäckfächern sowie den Monitoren des Bordunterhaltungssystems erhellt wurde. Anscheinend hatte der Pilot inzwischen die Anweisung gegeben, die Blenden herunterzumachen, da es jenseits des Polarkreises sowieso dämmrig war und die Passagiere somit die Möglichkeit hatten, zumindest ein bisschen zu schlafen. Als sie wieder ihre Sitzreihe erreichte, sah sie, dass Kayla diese Option offenbar schon wahrnahm, denn sie hatte ihr kleines Kissen zwischen sich und die Kabinenwand geklemmt, sodass sie ihren Kopf zumindest irgendwo anlehnen konnte, während sie schlief. Ashley lächelte. Ähnlich wie sie selbst wollte wohl auch Kayla ihren Sitz in der Economy Class nicht einfach zurückklappen. Dann setzte sie sich hin und steckte sich wieder ihre Kopfhörer ein, doch nur wenige Minuten, nachdem sie die nächste Folge der Serie gestartet hatte, stieß sie ein langes Gähnen aus und merkte, wie ihre Aufmerksamkeit nachzulassen begann. Für einige Augenblicke verfolgte sie noch eher unkonzentriert das Geschehen auf dem Bildschirm, ehe ihre Augen zufielen und ihr Kopf zur Seite kippte, bevor sie mit einem leisen, kaum hörbaren Schnarchen einschlief.

***

In der rumorenden und gurgelnden Dunkelheit von Ashleys Magen war Max von dem Ballen aus zerkautem Salat kurz unter Wasser gedrückt worden, doch gerade, als er dachte, dass er das Bewusstsein verlieren und ertrinken würde, war der Brocken plötzlich in mehrere Teile zerfallen und hatte ihm erlaubt, wieder nach oben zu schwimmen. In seinem Hinterkopf war ihm bewusst, dass es wohl besser gewesen wäre, sich einfach selbst ertrinken zu lassen, doch sein Überlebenstrieb arbeitete in dieser Situation gegen sein besseres Wissen. Keuchend rang er nach Luft und schwamm instinktiv wieder auf die Magenwände zu, die inzwischen damit begonnen hatten, sich in rollenden Bewegungen zusammenzuziehen und wieder auszudehnen, womit sie unweigerlich dafür sorgten, dass auch der Mageninhalt sich ständig bewegte. Dabei sonderten sie zugleich immer mehr Schleim und Magensäure ab, die auf Höhe der Wasseroberfläche zischend mit dem Mineralwasser reagierte und sauer riechende Wolken produzierte, ein Vorgang, der ihn an Lava erinnerte, die aus einem Vulkan ins Meerwasser lief. Immer, wenn er eine dieser Schwaden durchschwamm, begannen seine Augen zu brennen, sodass er darauf Acht gab, sie nicht versehentlich einzuatmen. Schließlich stieß er gegen eine weiteren Brocken zerkauter Lasagne und zog sich wieder hinauf, was ihm die Möglichkeit gab, seine schmerzenden Muskeln wieder für einige Momente auszuruhen und sich zu sammeln.

Um ihn herum klatschten derweil im Laufe der nächsten halben Stunde, die ihm aber wie eine Ewigkeit vorkam, immer wieder Brocken zerkauter Lasagne und Salat sowie hysterisch kreischende Geschrumpfte in den Magen. Von diesen konnten sich einige anscheinend ebenfalls auf herumtreibende Nahrungsbrocken retten, denn nach und nach hörte er um sich herum ein ersticktes Husten, Jammern und Wehklagen, das diesen ohnehin furchtbaren Ort wirklich in so etwas wie eine organische, fleischige Version der Hölle verwandelte. Schließlich klatschten neue Essensklumpen herein, die Max am Geruch als Carrot Cake identifizierte – Ashley war inzwischen also anscheinend zum Nachtisch übergegangen. Was ihn aber deutlich mehr beschäftigte, war die Tatsache, dass die Nahrungsbrocken den See aus Mineralwasser inzwischen wieder weitgehend trockengelegt und in eine dickflüssige Sumpflandschaft verwandelt hatten. Unter anderem dadurch war der pH-Wert des Magens wieder stark nach unten gegangen und Max spürte, wie seine Haut immer mehr zu jucken begann. Darüber hinaus war anzunehmen, dass die vielen neu hinzugekommenen Geschrumpften den Sauerstoffgehalt der Luft wieder nach unten getrieben hatten, denn Max merkte, wie er wieder um jeden Atemzug kämpfen musste. Und durch die verstärkte Absonderung von Magensäure hatte sich nun auch der abscheuliche Geruch von Erbrochenem wieder deutlich intensiviert.

Dennoch versuchte Max, weiterhin ruhig und gleichmäßig zu atmen, doch nachdem die junge Riesin anscheinend mit dem Essen aufgehört hatte, stand sie plötzlich auf, wodurch ein panischer Aufschrei durch ihren Magen ging. Max begann zu hyperventilieren und hielt sich mit aller Kraft an einem Brocken aus Hackfleisch fest, während der Mageninhalt gewaltsam nach links und rechts wogte, begleitet vom mächtigen Donnern gigantischer Schritte tief unter ihm. Nach einer Weile schien Ashley zunächst stehen zu bleiben und sich etwas weniger zu bewegen, dann geschah für einige Momente gar nichts. Auch unter den Geschrumpften in ihrem Magen breitete sich eine geradezu gespenstische Stille aus, dann zogen sich die Magenwände plötzlich heftig zusammen und Max spürte, wie fast die gesamte ranzige Luft im Magen nach oben durch die Cardia gedrückt wurde, ehe sie noch weiter oben mit einem gutturalen, nassen Dröhnen den Körper der Riesin verließ. Das Geräusch ging einher mit einer intensiven Vibration, die Max erneut an einen viel zu laut aufgedrehten Bass erinnerte. Die Veränderung der Druckverhältnisse im Magen ging zudem mit einem plötzlichen Taubheitsgefühl und einem stechenden Schmerz in seinen Ohren zusammen, das sich erst dann wieder etwas besserte, als sein Innenohr sich mit einem Ploppen an die neue Situation anpasste. Er wusste, dass Ashley gerülpst hatte, und ihn damit um kostbaren Sauerstoff gebracht hatte.

Es folgte ein gedämpftes Klopfen von der Seite, das Max nicht genau zuordnen konnte, dann sackte der gesamte Magen plötzlich nach unten, wieder begleitet von einem kollektiven Aufschrei der darin gefangenen Winzlinge. Wenig später erklang ein weiteres Donnern, ähnlich wie der Rülpser einige Augenblicke zuvor, doch dieses hörte sich deutlich gedämpfter an und kam aus der entgegengesetzten Richtung, irgendwo tief unter ihnen. Dann erklang ein lautes, gleichmäßiges Rauschen wie von einem Wasserfall, begleitet von einem weiteren Donnern und einem dumpfen Klatschen. Plötzlich würgte Max und beugte sich röchelnd vornüber, als er begriff, dass Ashley anscheinend gerade auf Toilette ging und die verdauten Reste dessen ausschied, was sie am Vortag gegessen hatte. Morgen würden es er und die anderen Winzlinge sein, die in Form vereinzelter, säurezerfressener Knochen tief in Ashleys Stuhlgang in ihre Toilette klatschen würden. Und das würde schließlich das Ende seiner Lebensgeschichte sein, lebendig verdaut von dieser jungen Amerikanerin, die er gar nicht richtig kannte.

Nachdem Ashley ihr Geschäft verrichtet hatte, bewegte sich ihr Magen wieder ruckartig nach oben, als sie aufstand und die Spülung betätigte. Diese war dermaßen laut, dass sie auch für die Kleinen in ihrem Bauch deutlich zu hören war, und als der gesamte riesige Körper plötzlich leicht zuckte, musste Max unwillkürlich lachen. Anscheinend hatte das Geräusch Ashley erschreckt – eine merkwürdige Erinnerung daran, dass diese gigantische Kreatur, die sie gerade verdaute, eigentlich ein ganz normaler Mensch war. Wieder hörte er, wie die Riesin etwas sagte, dann schwappte der blubbernde Mageninhalt abermals hin und her, als sie erneut irgendwohin ging und sich schließlich hinsetzte. Die dadurch verursachte Erschütterung ließ den Berg aus Speisebrei, zu dem sich seine Insel inzwischen geformt hatte, endgültig in sich zusammenbrechen und Max rollte keuchend einen Abhang aus klebrigem Morast hinab, ehe er in einer flachen Pfütze aus Mineralwasser zum Halten kam. Stöhnend drehte er sich auf den Bauch und machte sich instinktiv daran, einen der anderen Berge aus halbfestem Speisebrei hinaufzuklettern, einfach nur, um so lange wie möglich von der zischenden Magensäure wegzubleiben, die sich nun in den unteren Kuhlen des Morasts zu sammeln begann.

Während er sich wie in Trance nach oben schleppte, über und über mit einem zähen Matsch aus Lasagne, Kuchenresten und Magenschleim bedeckt, merkte er, wie sich die Verhältnisse im Magen zu beruhigen begannen. Das Jammern und Klagen der anderen Geschrumpften war weitgehend verstummt und sogar Ashleys majestätische Herzschläge und Atemzüge schienen sich verlangsamt zu haben. Nur das Gurgeln und Mahlen des Magens um ihn setzte sich unablässig fort. Max nahm an, dass die Riesin eingenickt war und nun einen Verdauungsschlaf hielt, und fast so, als wäre er schon so etwas wie ein Teil ihres Körpers, machte der Gedanke auch ihn schläfrig. Möglicherweise war es aber auch einfach nur Hypoxie, denn nach Ashleys Rülpser war inzwischen kaum noch Sauerstoff in ihrem Magen. So oder so spürte er nun, wie seine Gliedmaßen langsam schwer und seine Bewegungen immer langsamer wurden, und als er schließlich nach einem Vorsprung aus zersplitterter Kuchenglasur greifen wollte, verließen ihn schließlich auch seine letzten Kräfte und er verlor das Bewusstsein.

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Nur entfernt nahm Ashleys Gehirn eine Veränderung der Helligkeit war, allerdings blieb ihre Wahrnehmung für einige Augenblicke weiter so auf das Grundsätzlichste beschränkt, dass sie nur wusste, dass dieses Licht eben noch nicht da gewesen war. Dann spürte sie auf einmal so etwas wie einen ziehenden Schmerz in ihrem Nacken, und als ihre übrigen Sinne allmählich wieder aktiv wurden, wurde ihr wieder klar, dass sie in einem Flugzeug saß und in einer mehr als unbequemen Haltung eingedöst war. Blinzelnd öffnete sie die Augen und sah zur Quelle des Lichts – es war das Sichtfenster neben Kaylas Sitz. Wie alle anderen Fluggäste hatte auch sie die Blende wieder noch oben geschoben, und draußen war es anscheinend hell geworden. Etwas überrascht blickte Ashley wieder auf das Flugradar und sah, dass das Flugzeug inzwischen fast über Kanada hinweg war, kurz vor der Grenze der USA. Bis zur Landung blieben also nun wohl nur ungefähr zwei Stunden. Grunzend setzte sie sich auf und streckte sich.

„Guten Morgen, Sonnenschein.“ Sagte Kayla und blickte sie grinsend an, hinweg über den Rand einer Lesebrille, die sie sich für die Arbeit an ihren Unterlagen aufgesetzt hatte.

„Wie lange habe ich geschlafen?“ Fragte Ashley und gähnte laut, während sie sich gleichzeitig mit einer Hand den schmerzenden Nacken massierte.

„Du warst ein paar Stunden weg.“ Erwiderte Kayla. „Hast du dich denn etwas ausgeruht?“

„Nicht wirklich.“ Antwortete Ashley und zog eine Grimasse. „Economy-Sitze.“

„Nicht wahr?“ Pflichtete Kayla bei. „Mein Nacken tut auch weh.“

„Kann ich euch etwas Wasser anbieten?“ Wurden die beiden dann von ihrer Flugbegleiterin Kelly unterbrochen, die gerade wieder mit dem Getränkewagen den Gang hinunterkam.

„Oh ja, danke.“ Sagte Ashley und ließ sich von Kelly einen Plastikbecher mit kühlem Wasser geben, während Kayla nur den Kopf schüttelte und dankend ablehnte.

Ashley hob das Wasser zu ihrem Mund und benetzte zunächst ihre trockenen Lippen, ehe sie trank und die kalte Flüssigkeit für einen Moment in ihrem Mund herumschob, da dieser im Laufe ihres Nickerchens auch etwas ausgetrocknet war. Anschließend schluckte sie und fühlte, wie das Wasser ihre Speiseröhre hinunter in ihren Magen lief, der darauf wieder ein leises Gurgeln von sich gab. Sie hob die Hand vor den Mund und stieß einen leisen, vor dem Hintergrund des Flugzeuglärms unhörbaren Rülpser aus, dann trank sie einen weiteren Schluck und entschied sich mit einem Blick auf den Bildschirm vor ihr, die Folge der Serie, während der sie eingenickt war, noch einmal zu wiederholen, da sie sich kaum noch daran erinnerte.

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Für Max hatten die letzten Stunden aus einem seltsamen Dämmerzustand bestanden, in denen er zwar hin und wieder einmal kurz das Bewusstsein zurückerlangte, sich seiner selbst aber nicht mehr wirklich bewusst war. Sein Körper schien inzwischen nicht mehr zu sein als eine kaum noch funktionierende Hülle, die nur noch einzelne Eindrücke wahrnahm, ohne sie kognitiv wirklich weiterzuverarbeiten: Dunkelheit. Hitze. Die Geräusche des gigantischen Körpers, in dem er begraben war. Und Schmerz. Ein furchtbarer, brennender Schmerz, der seinen ganzen Körper erfasst hatte und in Bereiche vorgedrungen war, die eigentlich kein Schmerzempfinden haben sollten. Er war schon lange nicht mehr fähig, sich zu bewegen, sodass die wenige verbleibende Energie, die er noch hatte, vollends dafür benötigt wurde, ein und auszuatmen. Doch selbst dieser Vorgang war verbunden mit einem höllischen Brennen in seinen Atemwegen, die inzwischen mit schweren Verbrennungen überzogen und so vernarbt waren, dass jeder seiner Atemzüge mit einem Röcheln einherging. Das einzig Gute war, dass viele seiner Nerven zerstört waren und keine Schmerzsignale mehr an sein Gehirn leiten konnten.

Nur sehr entfernt, fast wie in einem Traum nahm Max wahr, dass der gigantische Organismus sich nach einiger Zeit wieder mehr bewegte, begleitet von der gedämpften, geradezu entrückten Stimme der jungen Frau, mit der er gerade buchstäblich verschmolz. Einige Augenblicke später ertönte von oben wieder ein lautes, feuchtes Schluckgeräusch, dann ergoss sich plötzlich ein Schwall eiskalten Mineralwassers in den Magen. Für Max war dies Fluch und Segen zugleich; einerseits kühlte das Wasser nun seine verbrannte Haut, die sich teils schon von seinem Körper geschält hatte, andererseits versetzte es seinem sterbenden Nervensystem einen Temperaturschock, der ihm endgültig den Rest gab. Zuckend trieb er auf dem Stück aus zerkautem Kuchen, auf dem er die letzten Stunden gelegen hatte, durch den inzwischen deutlich kleiner und formloser gewordenen Brei aus verdauter Nahrung, dann hörte er wieder, wie Ashley hoch über ihm einen knappen Rülpser ausstieß, und schloss für immer die Augen.

Als der Brocken unmittelbar darauf gegen eine der Magenwände prallte, drehte er sich und Max‘ lebloser, halbverdauter Körper sank in die Brühe aus Speisebrei und hochkonzentrierter Magensäure, in der er sich nun endgültig aufzulösen begann. Hinzu kam in diesem Moment eine heftige peristaltische Bewegung, die ihn mit einem lauten Gurgeln weiter nach unten in die Tiefe drückte. Dort wurde er schließlich mit einem nassen Schmatzen durch den Pylorus gesaugt und in Ashleys Zwölffingerdarm gedrückt, auf die nächste Etappe seiner Reise durch das Verdauungssystem der jungen Amerikanerin.

***

Ashley war derweil wieder voll und ganz auf ihre Serie konzentriert und registrierte nur am Rande eine sanfte Kontraktion im untersten Bereich ihres Magens, begleitet von einem leisen Gurgeln. Nicht im Traum wäre sie auf die Idee gekommen, dass dies das Ende von Max markierte und dass ihr Körper sich nun daran begab, seine Überreste in sich aufzunehmen. Stattdessen verfolgte sie aufmerksam die Geschehnisse in der Serie, die gerade so interessant und lustig war, dass sie mehrere Folgen am Stück schaute und die folgenden zwei Stunden noch schneller vorbei gingen, als sie ursprünglich gedacht hatte. Als der Pilot schließlich ankündigte, dass sie nun in Kürze mit dem Landeanflug beginnen würden, schaute Ashley noch die Folge zu Ende und kehrte dann über das Hauptmenü zum Flugradar zurück, welches anzeigte, dass sie sich dem Ziel näherten. Gespannt blickte Ashley an Kayla vorbei aus dem Fenster, wo sie nun die im rötlichen Abendlicht glitzernden Straßen der Vororte ihrer Heimatstadt sah, und dahinter den majestätischen Gebirgszug, der die Stadt vom offenen Meer trennte. Die Sicht entlockte Ashley ein behagliches Lächeln. Sie war zu Hause.

Ein wenig später ging das Flugzeug in den Landeanflug über, wobei es sich einmal stark in die Seite legte und eine kleine, der Stadt vorgelagerte Insel überflog. Während sie die wie Ameisen in den Straßen umherhuschenden Autos beobachtete, überkam Ashley ein seltsames Gefühl – einerseits waren ihr die Architektur, die Vegetation und Lichtverhältnisse seit frühester Kindheit vertraut, nach knapp einem Jahr in einem fremden Land konnte sie aber zugleich sehen, wie dieser Ort etwa auf ihre deutschen Freunde exotisch wirken konnte. Noch während sie diese Eindrücke verarbeitete und für sich feststellte, dass sie von ihrem Auslandsjahr wirklich etwas mitgenommen hatte, begradigte sich die Maschine wieder und flog nun über eine Bucht mit vielen Hafenanlagen, wo gerade ein Boot der Küstenwache in See stach. Der Anblick erinnerte sie unweigerlich an ihren Vater, der selbst in der Küstenwache diente und jetzt am Flughafen auf sie wartete. Ashley hörte ein Surren, als das Flugzeug sein Fahrwerk ausfuhr, dann schob sich erneut Land unter sie und ein sanfter Ruck ging durch die Maschine, als diese nach beinahe zwölf Stunden in der Luft wieder auf festem Boden aufsetzte. Die Kabine bebte leicht, während das Flugzeug nun stark abbremste, ehe es ein paar Sekunden später wieder ruhiger wurde und die Maschine schließlich von der Landebahn auf eine Rollbahn abbog. Während das Flugzeug nun auf eines der Terminals zurollte und der Pilot die Passagiere an ihrem Zielort begrüßte, löste Ashley wie die meisten Fluggäste etwas vorzeitig ihren Sitzgurt und schlüpfte zurück in ihre Turnschuhe.

Nachdem das Flugzeug schließlich vollständig zum Stehen gekommen war und neben einer Maschine aus Großbritannien am Gate parkte, stand Ashley auf und quetschte sich zwischen die anderen Passagiere in den Gang, wo sie ihren Rucksack aus dem Gepäckfach holte und auch Kaylas Handgepäck herausnahm, da diese noch nicht aus der Sitzreihe herauskam. Diese bedankte sich mit einem breiten, warmen Lächeln bei ihr und wünschte ihr dann eine gute Heimreise. Ashley erwiderte dies und ging daraufhin den Gang hinunter, um die Passagiere hinter sich nicht unnötig aufzuhalten. Am Ausgang lief sie noch einmal an ihrer Flugbegleiterin Kelly vorbei, die ihr freundschaftlich zuwinkte und sich ebenfalls von ihr verabschiedete, dann trat sie hinaus in die Fluggastbrücke, wobei sie einen tiefen Zug der frischen, milden Abendluft nahm. Als sie mit den anderen Passagieren die langen Korridore des Ankunftsbereichs entlang ging, zog sie beiläufig ihr Handy aus ihrer Hosentasche und schaltete es wieder ein, worauf dieses wie wild zu vibrieren begann, als diverse Textnachrichten und Benachrichtigungen eintrafen. Zunächst öffnete sie den Chat mit ihrem Vater, der ihr vor etwa einer halben Stunde geschrieben hatte, dass er da sei und im Ankunftsbereich auf sie warte.

bin gelandet! :-) Schrieb Ashley ihm zurück. gehe gerade zur passkontrolle und hole dann meinen koffer! bis gleich!! <3

ok. Antwortete ihr Vater sparsam, woraufhin seine Tochter unweigerlich grinsen musste. Er hatte sich also schon einmal nicht verändert.

Als sie sich bei der Passkontrolle einreihte, schrieb sie auch noch ihrer Mutter und ein paar Freunden, dass sie wieder in Amerika sei, ehe sie auch schon selbst an der Reihe war. Der Grenzbeamte winkte sie mehr oder weniger direkt durch, sodass sie recht früh an der Gepäckrückgabe eintraf. Während sie etwas ungeduldig darauf wartete, dass das Fließband sich in Bewegung setzte, schrieb sie noch einmal ein wenig mit Rachel hin und her, dann schließlich begann das Band sich zu drehen und die ersten Koffer und Taschen glitten aus einem Schacht in der Mitte der Anlage. Da zunächst wieder einmal die ersten beiden Klassen dran waren, musste Ashley noch eine Weile warten, ehe auch ihr Koffer auf das Gepäckband krachte. Sie verzog das Gesicht und fühlte einen kurzen Anflug von Dankbarkeit, dass sie keine zerbrechlichen Gegenstände dabei hatte, dann hievte sie ihr Gepäck vom Band und begab sich in den Ankunftsbereich. Nach einigen Momenten erkannte sie unter den dort wartenden Personen auch ihren Vater, einen ernst blickenden, kräftigen Mann mittleren Alters mit einem militärischen Haarschnitt und Walrossbart. Wie immer trug er etwas ausgelatschte Turnschuhe sowie alte Jeans, ein T-Shirt und eine Käppi mit dem Logo der Küstenwache.

„Hey, du.“ Sagte er gewohnt lakonisch, wobei seine Mundwinkel sich jedoch zu einem liebevollen Lächeln hoben und der Blick seiner kühlen, blauen Augen deutlich sanfter wurde.

Ashley hingegen war weniger zurückhaltend. Sie merkte, wie ihre Augen feucht wurden und fiel ihrem Vater dann freudig schluchzend um den Hals, woraufhin dieser gutmütig lachte.

„Sprichst du noch Englisch?“ Fragte er dann zwinkernd und nahm ihren Koffer an sich.

„Ich hab euch sooo vermisst.“ Schluchzte Ashley und hielt ihren Vater fest umarmt, während sie aus der Lobby gingen und sich auf die Aufzüge zubewegten, die zum Parkhaus führten.

Dabei liefen sie an einem verwirrt blickenden, schlaksigen jungen Mann vorbei, der immer wieder zum Gate und dann wieder auf sein Handy blickte. Was dieser nicht wusste, war dass sein Freund Max, nach dem er gerade Ausschau hielt, ganz in seiner Nähe war – allerding bestand er zu diesem Zeitpunkt schon aus nichts weiterem als einigen winzigen Knochen und körperlosen Nährstoffen, die durch die engen, gewundenen Gedärme der jungen Frau trieben, die gerade an ihm vorbeiging. Ashley sah kurz zu ihm hinüber und fragte sich, ob der Mann vielleicht ein Problem hatte, allerdings war sie im Moment zu müde und ausgelaugt, um ihn zu fragen, ob sie ihm vielleicht helfen könne. Die Verbindung zu Max stellte sie nicht her, da sie inzwischen einfach davon ausging, dass er am Flughafen aufgehalten worden war und das Flugzeug nie betreten hatte. Für sie war er inzwischen nur noch eine flüchtige Erinnerung.

Ashley und ihr Vater stiegen in den Aufzug und fuhren hinunter ins Parkhaus, wo ihr wieder die milde, angenehme Abendluft ihrer Heimatstadt entgegenschlug, verbunden mit dem leichten Geruch von Benzin und Asphalt typisch für Garagen. Sie gingen ein paar Momente zum Auto ihres Vaters, einem alten, aber zuverlässigen weißen Jeep, mit dem ihre Familie schon oft zum Camping in die Berge gefahren war und mit dem Ashley viele schöne Erinnerungen verband. Während ihr Vater den Koffer schnell im Kofferraum verlud und ihr nun auch den Rucksack abnahm, um ihn ebenfalls darin zu verstauen, setzte sich Ashley mit einem lauten Gähnen auf den Beifahrersitz und schaltete das Autoradio ein. Dort lief gerade eine Werbung für ein Steakhaus, allerdings fand sie sich vor allem mit dem Gedanken beschäftigt, dass es irgendwie seltsam war, dass alles um sie herum plötzlich wieder auf Englisch war. Gleichzeitig merkte sie aber auch, wie das vergangene Jahr in ihrer Wahrnehmung plötzlich zusammenzuschrumpfen begann, so als wäre sie niemals weg gewesen.

Als sie sich schließlich auf den Weg machten, fuhr Ashley das Fenster herunter und schloss die Augen, während sie den sanften Wind über ihr Gesicht wehen ließ. Nur ab und zu öffnete sie die Augen und beobachtete, wie das Auto durch die Straßen der Stadt fuhr, ehe ihr Vater kurz auf den Highway wechselte, was sie dazu veranlasste, das Fenster wieder hochzufahren. Noch einmal gähnte sie und lehnte sich in den Sitz zurück, ehe sie ihre Aufmerksamkeit auf das Radio richtete. Nach einer Weile fuhr ihr Vater wieder vom Highway herunter und lenkte den Jeep durch die geschäftigen Straßen einer etwas näher am Stadtzentrum gelegenen Nachbarschaft, dann überquerten sie eine Brücke und fuhren in den Stadtteil, in dem sich das Haus ihrer Familie befand und in dem Ashley aufgewachsen war. Als sie an ihrer alten Highschool vorbeifuhren, merkte sie, wie sie sich instinktiv noch weiter entspannte, dann bog ihr Vater schließlich in ihre Heimatstraße ab und parkte es auf einem Schotterweg neben ihrem Haus.

Als sie durch die Tür ihres Elternhauses traten, wurde sie innig von ihrer Mutter begrüßt, die anscheinend ebenfalls damit rang, ihre Tränen zurückzuhalten und Ashley immer wieder umarmte. Dann führte sie die beiden ins Esszimmer, wo sie die Macaroni and Cheese aufgetischt hatte, die zu den Leibspeisen ihrer Tochter gehörte und deren Augen vor Rührung nun wieder feucht wurden, als sie sich an den Tisch setzte.

„Das wäre doch nicht nötig gewesen.“ Sagte sie dankbar und küsste ihre Mutter auf die Wange, als diese ihr eine große Ladung auf den Teller schaufelte.

„Oh, ich dachte mir eben, nach dem ganzen Flugzeugfraß möchtest du noch was Richtiges zu Essen, bevor du ins Bett gehst.“ Erklärte ihre Mutter augenzwinkernd.

„Mh.“ Machte Ashley, während sie hungrig eine volle Gabel in ihren Mund schob. „Das Essen war gar nicht so übel.“ Erklärte sie schmatzend.

„Aber nicht so gut wie das Mac 'n' Cheese deiner Mama.“ Wandte ihre Mutter ein, während sie sich und ihrem Mann ebenfalls etwas auf die Teller tat.

Ashley schluckte den Bissen in ihrem Mund hinunter und grinste. „Natürlich nicht.“

Während sich ihr leerer Magen allmählich mit den Macaroni and Cheese zu füllen begann, unterhielt sich Ashley noch ein wenig mit ihren Eltern, ehe sie plötzlich sehr müde wurde und sich schließlich für den Abend von ihnen verabschiedete. Sie ging hinauf in ihr altes Schlafzimmer unterm Dach, wo sie ein paar alte Klamotten aus ihrem Kleiderschrank kramte und dann ins Badezimmer ging, wo sie sich auszog und noch einmal unter die Dusche sprang. Als das warme Wasser ihren nackten Körper hinunterlief und Ashley sich daran machte, ihre etwas fettigen Haare zu waschen, drang aus ihrem Magen ein leises Blubbern, während er sich daran machte, ihr Abendessen zu verdauen. Tief darunter schob eine peristaltische Bewegung die aufgeweichten Knochen von Max und den anderen Geschrumpften mit einem Gluckern tiefer in das Labyrinth ihres Dünndarms, wobei viele der Nährstoffe, die einmal seinen Körper ausgemacht hatten, inzwischen durch ihre Blutbahnen trieben. Dort wurden sie allmählich ihrer neuen Bestimmung als Energie für Ashleys Körper und Fettreserven an ihren Brüsten, ihrem Bauch und ihrem Hintern zugeführt, wie schon Unzählige vor ihnen.

Nachdem sie ihre Dusche beendet hatte, trocknete Ashley sich ab und schlüpfte dann in die Klamotten, die sie sich eben zurechtgelegt hatte, eine luftige Pyjamahose und ein etwas labbriges altes T-Shirt ihres Vaters mit überkreuzten Ankern und der Aufschrift ‚Semper Paratus‘. Gähnend ging sie zurück in ihr altes Zimmer und ließ sich auf ihr Bett fallen, ehe sie sich ihre Bettdecke über die Schultern zog und kurz darauf eingeschlafen war. Im Lauf der Nacht trieben die Überreste von Max und den anderen Winzlingen weiter durch die trüben Tiefen ihres Verdauungssystems. Als Ashley sich zwischenzeitlich im Schlaf umdrehte und schmatzend ihre Decke umarmte, wurden sie mit einem feuchten Gurgeln durch ihre Ileozäkalklappe in ihren Dickdarm geschoben, wo ihnen weiter Flüssigkeit entzogen wurde und sie sie schließlich am frühen Morgen als weicher, brauner Stuhlgang in ihrem Enddarm anlagerten. Dabei drückten sie zunehmend gegen ein paar kleinere Luftblasen, die sich zuvor dort gesammelt hatten und die Ashleys Körper schließlich am frühen Morgen mit einem knappen Furz entließ, den die schlafende junge Frau nicht einmal mitbekam. Diese erwachte erst ein bisschen später, als die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster in ihr Zimmer fielen, und rollte sich noch für einige Augenblicke in ihrem weichen Bett, ehe sie sich des Druckgefühls in ihrem Enddarm voll bewusst wurde. Ashley stieß ein lautes Gähnen aus und setzte sich auf, dann warf sie ihre Bettdecke zurück und schob ihre Füße aus dem Bett. Nachdem sie aufgestanden war, streckte sie sich gründlich und spürte, wie ihr von der langen Reise und dem Jetlag erschöpfter Körper dadurch wieder etwas wacher wurde. Dann schlurfte sie aus ihrem Zimmer und ging ins Bad, wo sie die Tür hinter sich abschloss und ihre Hose hinunterzog, bevor sie mit einem abermaligen Gähnen auf dem Toilettensitz Platz nahm und ihren Schließmuskel entspannte.

Hierdurch entwich zwischen ihren weichen Pobacken zunächst wieder ein feuchter Furz, ehe sodann das Endprodukt ihres Verdauungsvorgangs mit einem lauten Platschen in das Wasser der Toilettenschüssel fiel. Ashley grunzte leise, als sie anschließend noch einmal etwas nachdrückte und ein weiterer Klumpen ihres weichen Stuhlgangs ihren Körper verließ. Nicht einmal im Entferntesten ging ihr durch den Kopf, dass die winzigen, gebleichten Knochen, die teils aus diesem herausragten wie unverdaute Maiskörner, auch die sterblichen Überreste von Max umfassten. Doch dies waren nur wenige Abfallprodukte, die ihr Körper nicht für sich hatte verwerten können; der Großteil dessen, was einmal Max gewesen war, bestand inzwischen aus nichts weiter als kleinen zusätzlichen Fettreserven an ihren großen Brüsten, ihrem Bauch und vor allem ihren prallen Gesäßbacken, die in diesem Moment leicht wackelten, als Ashley sich aufrichtete und sorgfältig abwischte. Dabei erwischte sie noch einmal ein paar kleine Klumpen mit Splittern, die einst zu seinen Rippen gehört hatten, und warf diese achtlos zusammen mit dem benutzten Papier in die Toilette und betätigte die Spülung.

Während der Inhalt der Schüssel nun in die Kanalisation wanderte, zog Ashley ihre Pyjamahose wieder über ihre prallen Pobacken und wusch sich gründlich die Hände. Dann begutachtete sie sich kurz im Spiegel. Zwar hatte sie gestern den getrockneten Schweiß von ihrer Haut und das Fett aus ihren Haaren gewaschen, sodass sie nun zumindest wieder gut roch, aber sie hatte leichte Augenringe und sah immer noch etwas ramponiert aus. Doch das war jetzt egal – sie war zu Hause und würde sich erstmal ein paar Tage Pause gönnen, ehe sie sich wieder den Trivialitäten des Alltags widmete. Während sie den gestrigen Tag noch einmal Revue passieren ließ, fiel ihr noch einmal Max ein. Gerne hätte sie gewusst, was ihm eigentlich widerfahren war und ob es ihm gut ging. Doch das würde sie wohl nie erfahren.

In diesem Augenblick wurden ihre Gedanken von einem feuchten Knurren aus ihrem leeren Magen unterbrochen, der aufdringlich verlangte, dass sie wieder etwas zu sich nahm. Ashley zuckte mit den Achseln und verwarf den Gedanken an ihre flüchtige Bekanntschaft endgültig, dann öffnete sie die Tür und ging hinunter in die Küche, um sich Frühstück zu machen.


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